Vergesslichkeit nicht auf die leichte Schulter nehmen |
Sowohl in die Gruppe der Grunderkrankungen als auch in die der Pharmakotherapien als mögliche Verursacher für Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen gehören Krebserkrankungen und ihre Therapien. Häufig wurden dabei Chemotherapien für die Einbußen verantwortlich gemacht; die Symptomatik wird dann auch als »Chemobrain« bezeichnet. Heute weiß man jedoch, dass auch andere Therapien – etwa mit vergleichsweise nebenwirkungsarmen Aromatasehemmern –, psychosoziale Faktoren und die Erkrankung selbst dazu beitragen.
Eine MCI kann sich nicht durch nur eine nachlassende Gedächtnisfunktion (amnestische Form) äußern, sondern auch durch Störungen vor allem der Auffassung, Konzentration und/oder Aufmerksamkeit (nicht amnestische Form). Betroffene müssen Inhalte dann wiederholt hören oder lesen, bis sie sie vollständig aufgenommen haben. Auch Mischformen kommen vor. Die Leistungsabnahme wird bei einer MCI nicht nur subjektiv wahrgenommen, sondern kann auch durch entsprechende Tests objektiviert werden.
Während Betroffene meist einen Vergleich zu jüngeren Jahren ziehen (»früher ging das alles besser«), wird im objektiven Vergleich eine einfache bis anderthalbfache Standardabweichung unterhalb der alters- und bildungsbezogenen Leistungsnorm angesetzt. Wichtiger Unterschied zu einer Demenzerkrankung: Betroffenen gelingt es noch, ihren Alltag selbständig zu bewältigen; ihre Defizite vermögen sie – anders als Patienten mit einer Demenzerkrankung – zu kompensieren.
Verschiedene Risikofaktoren können eine MCI begünstigen. Dazu gehören unter anderem die erwähnten Grunderkrankungen sowie eine chronische Niereninsuffizienz oder erhöhte Blutfettwerte. Als wichtige Verursacher sind Durchblutungsstörungen zu nennen, aber auch depressive Episoden oder Alkoholabusus.
Psyche und Merkfähigkeit profitieren von einem aktiven geistigen und sozialen Leben. / Foto: Getty Images/Hinterhaus Productions
Zwar gibt es kein Patentrezept, das ein Fortschreiten einer MCI in eine Demenzerkrankung in jedem Fall verhindert, doch lässt sich der Einfluss von Risikofaktoren reduzieren. Dazu gehören eine gute Einstellung von Blutzuckerstoffwechsel und Blutdruckwerten sowie eine Normalisierung der Blutfettwerte. Jedem empfehlen kann man daher eine gesunde, abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung – Stichwort Mittelmeerkost – inklusive ausreichender Trinkmengen und regelmäßiger Bewegung. Letztere verbrennt Energie, regt den Stoffwechsel an und kräftigt den Körper.
Das alles kommt auch dem Gehirn zugute, besonders wenn dabei komplexe Bewegungsabläufe gefragt sind – sei es beim Tanz-Tee oder fernöstlicher Bewegungsmeditation wie Tai Chi oder Qi Gong. Stressabbau und guter Schlaf spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Bereits kleine Hilfen, um im Alltag den Überblick nicht zu verlieren, können möglichen Stresssituationen vorbeugen. Nicht zuletzt profitiert das Gehirn von einem aktiven geistigen und sozialen Leben.
Zur Behandlung von geistigen Leistungseinbußen, aber auch vorbeugend können im Bereich Selbstmedikation rezeptfreie Arzneimittel mit Ginkgo-biloba-Extrakt empfohlen werden, für die es eine entsprechende Zulassung gibt. Vitamin B12 kommt für Betroffene mit einer unzureichenden Versorgung infrage, zum Beispiel für Veganer, Diabetiker oder für Patienten unter einer Metformin- oder Protonenpumpenhemmer-Dauertherapie.