US-Zulassung für weiteren Komplement-Inhibitor |
Sven Siebenand |
10.11.2023 07:00 Uhr |
Die generalisierte Myasthenia gravis ist eine seltene Autoimmunerkrankung. / Foto: Adobe Stcok/Yurii Kibalnik
Die generalisierte Myasthenia gravis (gMG) ist eine seltene Autoimmunerkrankung. Betroffene können unter einer Vielzahl von Symptomen leiden, darunter schwere Muskelschwäche, die zu Doppeltsehen, hängenden Augenlidern, Schwierigkeiten beim Schlucken, Kauen und Sprechen sowie zu einer lebensbedrohlichen Schwäche der Atemmuskeln führen kann.
Bei der Anti-Acetylcholinrezeptor (AChR)-Antikörper-positiven gMG setzen pathogene AChR-Autoantikörper den klassischen Komplementweg in Gang, was zur Spaltung vom Komplementfaktor C5 und zur Bildung des sogenannten Membranangriffskomplexes führt. Weitere Folgen sind eine Schädigung der neuromuskulären Endplatte, ein Verlust von AChR und eine Beeinträchtigung der synaptischen Übertragung.
Gegen C5 gerichtete Antikörper wie Eculizumab und Ravulizumab zählen schon seit Längerem zu den Therapiemöglichkeiten bei der Autoimmunerkrankung. Die beiden Substanzen werden infundiert. Das nun in den USA zugelassene Zilucoplan wird einmal täglich subkutan verabreicht. Das ist das Neue und Besondere; hingegen das Wirkprinzip nicht: Auch bei Zilucoplan, einem zyklischen Peptid, handelt es sich um einen C5-Inhibitor, der die komplementvermittelte Schädigung der neuromuskulären Endplatte hemmt.
Zugelassen ist er in den USA für die Behandlung von gMG bei Erwachsenen, die Anti-AChR-Antikörper-positiv sind. Die EMA empfiehlt die Erteilung einer EU-Marktzulassung für Zilucoplan als Zusatzbehandlung zur Standardbehandlung der gMG bei erwachsenen Patienten, die Anti-AChR-Antikörper-positiv sind. Eine endgültige Entscheidung über die Zulassung in der EU erwartet UCB Pharma noch in diesem Jahr.
Aus dem Hause UCB Pharma stammt noch ein weiteres Myasthenia-gravis-Mittel. Für den Antikörper Rozanolixizumab, der in den USA ebenfalls bereits zugelassen ist, hat die EMA ebenfalls eine Zulassungsempfehlung ausgesprochen. Es handelt sich bei Rozanolixizumab um einen Antikörper, der spezifisch und mit hoher Affinität an den menschlichen neonatalen Fc-Rezeptor (FcRn) bindet. Wie bei dem seit 2002 in Deutschland verfügbaren Efgartigimod alfa folgt daraus, dass die Konzentration pathogener IgG-Autoantikörper damit verringert wird.