US-Zulassung für neues Prostatakrebs-Medikament |
Daniela Hüttemann |
31.07.2019 12:00 Uhr |
Ein Prostatakarzinom wächst meist sehr langsam. Ab einer gewissen Größe wird die Metastasen-Bildung wahrscheinlicher. / Foto: Your Photo Today/Phanie
Darolutamid ist ein nicht steroidaler Androgenrezeptor-Inhibitor, der mit hoher Affinität an diesen von Tumorzellen vermehrt exprimierten Rezeptor bindet und dort eine starke antagonistische Wirkung zeigt. Dadurch wird das Wachstum von Prostatakrebs-Zellen gehemmt. Laut Bayer haben präklinische Studien gezeigt, dass Darolutamid im Vergleich zu den derzeit verfügbaren Androgenrezeptor-Inhibitoren nur in sehr geringem Maße durch die Blut-Hirn-Schranke dringt und das Zentralnervensystem (ZNS) erreicht.
Die US-Arzneimittelbehörde hat Darolutamid nun in einem beschleunigten Verfahren zur Behandlung von Patienten mit nicht metastasiertem, kastrationsresistentem Prostatakrebs (nmCRPC) zugelassen. Bei ihnen schreitet die Erkrankung trotz medikamentös gesenkter Testosteron-Spiegel fort. »Patienten in diesem Krankheitsstadium haben üblicherweise noch keine Symptome. Übergeordnetes Behandlungsziel ist es, die Ausbreitung des Tumors im Körper zu verhindern und die Belastungen durch die Behandlung so gering wie möglich zu halten«, sagt Dr. Matthew Smith, Direktor des Programms für maligne Erkrankungen des Urogenitaltrakts am Krebszentrum des Massachusetts General Hospital, in einer Bayer-Pressemitteilung. »Mit dieser Zulassung steht uns jetzt eine neue wichtige neue Behandlungsoption zur Verfügung.«
Basis für die Zulassung sind die positiven Daten der ARAMIS-Studie. In ihr konnte Darolutamid plus Androgen-Deprivationstherapie die Überlebenszeit ohne Bildung von Metastasen deutlich verlängern: auf 40,4 Monate verglichen mit 18,4 unter Androgen-Deprivationstherapie plus Placebo. Das ist vergleichbar mit der Wirkung von Apalutamid (Erleada® von Janssen), das in derselben Indikation in den Zulassungsstudien das mediane Metastasen-freie Überleben auf fast 41 Monate im Vergleich zu 16 Monaten verlängert.
Daten zum Gesamtüberleben unter Darolutamid liegen noch nicht vor. Die Behandlung verzögerte laut Bayer außerdem die Zeit bis zum Fortschreiten der Schmerzsymptomatik im Vergleich zu Placebo. Bei allen weiteren sekundären Endpunkten, wie der Zeit bis zur Gabe von Chemotherapie sowie der Zeit bis zum Auftreten eines symptomatischen Skelett-bezogenen Ereignisses, konnte ein Vorteil zugunsten von Darolutamid gezeigt werden.
Nebenwirkungen, die unter Darolutamid häufiger auftraten als unter Placebo, waren Fatigue (16 versus 11 Prozent), Schmerzen in den Extremitäten (6 versus 3 Prozent) und Hautausschlag (3 versus 1 Prozent). Die Rate der Therapieabbrecher lag sowohl im Verum- als auch im Placebo-Arm bei 9 Prozent.
Bayer hat Darolutamid gemeinsam mit dem finnischen Pharmaunternehmen Orion Corporation entwickelt. Die Zulassung in der EU, in Japan sowie bei weiteren Gesundheitsbehörden sei bereits beantragt. Zudem untersuchen die Unternehmen die Wirkung von Darolutamid in der ARASENS-Studie auch bei Männern mit bereits metastasiertem hormonsensitivem Prostatakrebs.