Unterschätzte Spucke |
Christina Hohmann-Jeddi |
25.09.2025 07:00 Uhr |
Wie wertvoll Speichel ist, merkt man erst, wenn er fehlt. Mundtrockenheit (Xerostomie) betrifft etwa 4 Prozent der Bevölkerung, vor allem Ältere. Dr. Christian Rath, Geschäftsführer des Vereins für Zahnhygiene (VfZ), führt aus: »Trockene Münder können richtig weh tun. Die Schleimhaut wird empfindlich, es kommt zu Schwierigkeiten beim Sprechen, Essen und sogar beim Schlafen. Oft wird, resultierend aus diesem Leidensdruck, die Zahnpflege vernachlässigt, weil das Putzen unangenehm ist.« Wer zu wenig Speichel hat, kämpft somit mit trockenen Lippen, Schluckbeschwerden, verändertem Geschmack – und mit einem drastisch erhöhten Kariesrisiko.
Ursachen gibt es viele: Bestrahlungen, Autoimmunerkrankungen wie das Sjögren-Syndrom, Diabetes, Infektionen. Am häufigsten aber sind Arzneimittel verantwortlich. Mehr als 400 Wirkstoffe gelten als xerogen, also austrocknend, darunter Anticholinergika, trizyklische Antidepressiva, Anthistaminika oder manche Zytostatika.
Die Behandlung der Xerostomie ist oft schwierig. Idealerweise lässt sich das auslösende Medikament absetzen oder in der Dosis reduzieren. Andernfalls helfen kleine Tricks: Regelmäßig über den Tag verteilt Wasser zu trinken oder das Kauen zuckerfreier Kaugummis verbessern den Speichelfluss. Außerdem kann die Verwendung einer milden Zahnpasta das Zähneputzen erleichtern. Bei Mundtrockenheit sollten sich Betroffene zahnärztlich oder ärztlich beraten lassen. In schweren Fällen können Speichelersatzmittel oder spezielle Medikamente helfen.
Wer seine Spucke gesund halten will, muss nicht viel tun. Einfache Regeln hierfür sind, ausreichend zu trinken, gründlich Zähne zu putzen, Plaque zu vermeiden sowie die Aufnahme zucker- und säurehaltiger Getränke zu minimieren. Und: nicht rauchen – Nikotin macht den Speichel dickflüssig und reduziert seine Schutzwirkung. Rauchen mindert zudem den Speichelfluss und verändert das orale Mikrobiom.