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Kommentar zu Lauterbach

Unbekanntes Biotop Apotheke

Mehr als nette Worte hatte der Gesundheitsminister heute beim Deutschen Apothekertag nicht zu bieten. Angesichts der Lage, in der sich viele Apotheken befinden, ist das zu wenig, findet PZ-Chefredakteur Sven Siebenand.
Sven Siebenand
14.09.2022  18:00 Uhr

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening verglich die gut funktionierende Arzneimittelversorgung heute in München beim Deutschen Apothekertag mit einem Biotop. Das Bild passt. Biotope sind für uns alle wichtig und es gilt, sie zu schützen. Davon, dass man sie niemals betreten darf, kann allerdings nicht die Rede sein.

Um in diesem Bild zu bleiben, ist es insofern mehr als enttäuschend, dass sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nicht auf dem Weg nach München machte und sich nur per Livestream zuschaltete. Hinzu kommt, dass sich Lauterbach schon in den vergangenen Monaten, seit er das Ministeramt bekleidet, das Biotop »Apotheke« nur aus der Ferne angesehen hat.

Das Desinteresse für unseren Berufsstand gipfelte zuletzt darin, dass er den Apothekern einfach einen neuen Entwurf für ein Spargesetz »vor die Füße warf«, wie es die ABDA-Präsidentin treffend beschrieb. Etwas von all dem zerschlagenen Porzellan konnte Lauterbach heute zwar reparieren, etwa durch das Lob für die Leistung der Apotheken während der Pandemie oder für deren Vorbildfunktion hinsichtlich Digitalisierung. Wenn sich der Minister aber wirklich um das Biotop »Apotheke vor Ort« kümmern will, braucht es mehr als nette Worte – und einen realistischen Blick. Effizienzreserven gibt es in sehr vielen Apotheken jedenfalls keine mehr. Das hätte der Minister längst wissen können, wenn er das unbekannte Biotop schon früher in Augenschein genommen hätte.

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