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Alternative Therapien

Unbekannte Risiken für Krebspatienten

Viele Krebspatienten nutzen alternative Heilmethoden vor oder während ihrer Chemotherapie. Dabei überblicken sie jedoch nicht Risiken wie mögliche Interaktionen, meldet die European Society for Medical Oncology (ESMO). Gleich zwei Studien zu dieser Problematik sollen beim ESMO-Kongress kommende Woche in München vorgestellt werden.
Caroline Wendt
10.10.2018  19:00 Uhr

Ein Team der Universitätsklinik Mannheim untersuchte in einer strukturierten Befragung über einen Zeitraum von vier Monaten die Verwendung komplementärer Heilverfahren wie Vitaminpräparate, Heilkräuter und Homöopathika. Die Forscher befragten 152 Patienten mit einem Sarkom, gastrointestinalen Tumoren oder Desmoid-Tumoren, bösartigen Wucherungen aus der Gruppe der Fibromatosen.

51 Prozent der Patienten gaben an, schon einmal alternative Heilmethoden verwendet zu haben – 15 Prozent davon parallel zu ihrer Chemotherapie. 44 Prozent der Befragten sagten, erst durch ihre Erkrankung ein Interesse an alternativen Heilverfahren gewonnen zu haben. »Vitaminpräparate sind unter den Patienten sehr populär, allen voran Vitamin D«, berichtet Professor Dr. Peter Hohenberger von der Uniklinik Mannheim.

Ihre Informationen zu den alternativen Therapien erhielten die Patienten jedoch nicht bei ihrem Onkologen: »Nur 7 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr behandelnder Arzt ihre Informationsquelle war«, so Hohenberger weiter. »43 Prozent der Befragten gaben an, ihre Informationen aus dem Internet oder anderen Medien zu beziehen«. Weitere Informationsquellen waren der Studie nach Freunde (15 Prozent) oder andere Heilberufler (14 Prozent).

Die Wahrnehmung der möglichen Risiken bliebe dabei allerdings oft auf der Strecke. »Patienten glauben, dass alternative Heilmethoden generell sicher sind«, kommentiert für die ESMO Professor Dr. Markus Jörger vom Kantonsspital St. Gallen in der Schweiz die Studie. Wenn in der onkologischen Praxis die Einnahme alternativer Heilmittel nicht bekannt ist, steigt dadurch die Gefahr von Interaktionen. Daher sollten die Onkologen die primäre Informationsquelle bleiben.

Wechselwirkungen im Blick behalten

Berichte über Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und alternativen Therapien gibt es wenige. Daher beschäftigte sich ein Forscherteam der Universität Paris Descartes in einem retrospektiven Review mit diesem Thema. Die 202 Probanden hatten ein Sarkom und erhielten während des Untersuchungszeitraum von 14 bis 18 Monaten eine Chemotherapie. Bei 18 Prozent kam es zu ernsthaften Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Substanzen. »In unserem Review waren 29 Prozent der Interaktionen, die ein pharmazeutisches Eingreifen erforderlich machten, auf alternative Heilmethoden zurückzuführen«, berichtet Dr. Audrey Bellesoeur, Erstautorin der Studie. Eine verstärkte Toxizität der Krebsmedikamente oder eine verringerte Wirksamkeit seien die hauptsächlichen Folgen. Interaktionen wurden unter der Therapie mit Tyrosinkinase Hemmer häufiger beobachtet als bei einer Behandlung mit Gemcitabin.

Solche Interaktionen gewinnen an Bedeutung und sollten in Zukunft mehr Beachtung finden, so Jäger von der ESMO. »Eine Überprüfung der gesamten Medikation inklusive alternativer Heilmethoden durch einen klinischen Pharmazeuten könnte eine effektive Strategie sein, um Risiken zu senken«, heißt es in der Pressemitteilung. Der durchschnittliche Onkologe habe nur ein geringes Wissen um die alternativen Heilmethoden – aufgrund fehlender Studien und mangelhafter Daten. Hier müssten mehr Bemühungen erfolgen, um Erfahrungen aufzubauen und den Patienten bessere Ratschläge erteilen zu können.

Foto: Fotolia/Amelie-Benoist / BSIP

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