Ullmann: ABDA soll über Dispensierrecht für Ärzte reden |
Cornelia Dölger |
09.12.2021 12:30 Uhr |
Mit Ullmanns Vorstoß kam Unruhe in die bis dahin einhellige Runde. Vertreterinnen von Krankenkassen, die die Modellprojekte zur Grippeschutzimpfung unterstützen, hatten diese durchweg als Erfolg gewertet. Jutta Bartmann von der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland hatte etwa in ihrem Impulsvortrag betont, man habe das Ziel erreicht, »mehr Impfungen zu den Menschen bringen und den Zugang erleichtern«. Per Fragebogen hätten die Impflinge eine hohe Zufriedenheit mit dem Angebot gezeigt. Auch habe man damit viele Menschen angesprochen, die sich nach eigener Aussage ansonsten nicht hätten impfen lassen. »Wir haben also neue Menschen erreicht«, so Bartmann. Auch Rebecca Zeljar von der vdek-Landesvertretung Berlin/Brandenburg sowie Christina Sabic von der AOK Bayern hatten für die Projekte in ihren Regionen eine positive Bilanz gezogen. Über die wissenschaftliche Evaluation des Modellprojekts im Saarland hatte die PZ bereits im September berichtet.
Dass der Graben zwischen Apothekern und Ärzten beim Impfen nach wie vor existiert, auch wenn die Mediziner sich mit ihrer Abwehr zuletzt zurückgehalten hatten, trat nach Ullmanns Einwurf aber klar zutage. Der Moderator der Runde, ebenfalls ein Mediziner, fragte bei den Kassenvertreterinnen nach, ob die Kassen ähnlich wie bei der Grippeschutzimpfung auch für Dispensierrechte bei Ärzten Modellprojekte in der Pipeline hätten – was allerseits verneint wurde. »Die beiden Themen sollte man nicht vermengen, das Dispensierrecht ist ein weitaus größeres Feld«, sagte Bartmann. Josef Kammermeier, Vize-Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbands, ergänzte, das Dispensierrecht »als Gegenreaktion« einzufordern, sei »zu kurz gesprungen«. Sabic von der AOK bemerkte, in einer akuten Notlage wie jetzt in der Pandemie Fragen nach dem Dispensierrecht anzusprechen, besitze »eine gewisse Sprengkraft«. »Wir sollten die Probleme besser sektorenübergreifend und ganzheitlich anpacken«, so Sabic. Gesundheitsökonom Herbert Rebscher pflichtete ihr bei und betonte, angesichts der grassierenden Pandemie »sollte das Berufsrecht nachrangig sein«, es gehe jetzt allein darum, die Impfquote zu erhöhen.
Ullmann lenkte daraufhin ein und betonte, es gehe ihm nicht darum, die Berufsgruppen gegeneinander auszuspielen, denn das sei »das Modell der alten Politik«, so der FDP-Politiker, der im vergangenen September über die bayerische Landesliste erneut in den Bundestag einzog. Es gelte, die Gesundheitspolitik aus der Sicht des Patienten zu betrachten und danach auszurichten, was für diesen das Beste sei. »Ich rufe explizit zur Zusammenarbeit auf«, sagte er. Nur dann sei das Gesundheitssystem für die Zukunft gewappnet.