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Diabetes

Tipps für die Reise und davor

»Ich packe meinen Koffer« ist ein Klassiker als Denkspiel. Dr. Tobias Daniel Wiesner, Diabetologe aus Leipzig, zählte bei der Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) auf, an was Diabetiker denken sollten, wenn es in den Urlaub geht und was sie in ihrem Reisegepäck dabei haben sollten – bei Flugreisen vorzugsweise im Handgepäck. 
Sven Siebenand
13.11.2019  17:00 Uhr

»Diabetiker können natürlich auf Reisen gehen«, stellte Wiesner zu Beginn klar. Sie sollten beim Kofferpacken aber unbedingt an Medikamente und Zubehör für die Diabetes-Therapie denken. Als Beispiele nannte der Mediziner Insulin, Pen, Nadeln, Teststreifen oder Sensoren, Ersatzbatterien, Ketonkörper-Teststreifen, Traubenzucker und ein Glucagon-Notfallset. Doppelte Mengen einpacken, so lautet Wiesners Rat. Steht beispielsweise ein zweiwöchiger Urlaub an, gehören Insulin und Teststreifen für vier Wochen in den Koffer, bei Flugreisen in das Handgepäck, gegebenenfalls verteilt auf mehrere Gepäckstücke.

Für den Fall, dass der Pen versagt oder verloren geht, sollten Diabetiker auch U100-Insulinspritzen einpacken. »In einigen asiatischen Ländern gibt es noch U40-Insulin und -Spritzen«, informierte Wiesner. Verlangt man dort in der Apotheke nach Insulin-Spritzen, erhält man wahrscheinlich U40-er. Darüber müssen die Patienten informiert sein.

Stress beim Zoll vermeiden

Wiesner rät dazu, eine Auslands-Krankenversicherung abzuschließen, die auch im Falle eines Ereignisses mit Bezug auf die bestehende Erkrankung greift, etwa eine Behandlung wegen einer Hypoglykämie im Krankenhaus. Zudem sollten die Patienten an einen Diabetesausweis und Atteste für den Zoll und die Sicherheitskontrollen am Flughafen denken – am besten mehrsprachige. »Um den Eigenbedarf an Nadeln und Medikamenten beim Zoll nachweisen zu können, gebe ich meinen Patienten auch Kopien von den verordneten Rezepten mit«, sagte Wiesner. Das sei zum Beispiel bei Reisen in den arabischen Raum oft hilfreich.

Unterwegs gilt es, Insulin und Teststreifen vor extremer Wärme oder Kälte zu schützen. Bei längerem Aufenthalt im Kalten kann Insulin auch unter der Kleidung direkt am Körper getragen werden. Wiesner empfahl zu hinterfragen, welche Form des Urlaubs geplant ist. Verschieben sich Schlafens- und Essenszeiten? Verändert sich der Tagesablauf? Wird mehr oder weniger Sport getrieben? Praktiziert der Patient vielleicht eine Sportart, der er sonst nicht nachgeht? Wird mehr Alkohol getrunken? All das kann sich auf den Blutzucker auswirken.

Für Reisen in andere Zeitzonen empfiehlt Wiesner, Basalinsulin am Zielort zu der Zeit zu spritzen, zu der auch am Heimatort injiziert wird. Ein Beispiel: Reist der Patient nach San Francisco mit einer Zeitverschiebung von neun Stunden, sollte er das Basalinsulin nicht um 21 Uhr wie in Deutschland, sondern schon um 12 Uhr mittags spritzen. »Ergeben sich durch die Zeitverschiebung ungünstige Zeitpunkte, kann das Basalinsulin auch 1 bis 2 Stunden früher oder später injiziert werden«, räumte der Referent ein.

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