Tamoxifen: Wartezeiten bei der Versorgung möglich |
Melanie Höhn |
21.03.2022 15:00 Uhr |
Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) befürchtet Wartezeiten in der Versorgung mit tamoxifenhaltigen Arzneimitteln. / Foto: Adobe Stock/2Design
Um eine lückenlose Versorgung mit tamoxifenhaltigen Arzneimitteln zu gewährleisten, hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im Februar 2022 verschiedene Maßnahmen zur Abmilderung der Lieferengpässe beschlossen – die Versorgung soll damit bis zur erwarteten Beendigung des Engpasses im Mai 2022 sichergestellt sein, wie das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) nun mitteilte. Bestandteil des Maßnahmenpaketes war neben der Gestattung von Importen auch die Aufforderung der behandelnden Ärzte, kleinere Packungen oder tamoxifenhaltige Präparate mit geringerer Stärke – 10mg statt 20mg – zu verordnen. Diese Ausweichbewegung spiegelt sich laut Zi auch in der Zahl der verordneten Packungen je Verordnung wider, da Patientinnen, die 10mg Tamoxifen statt der sonst üblichen 20mg erhalten, die doppelte Anzahl Tabletten für eine konstante Therapie benötigen.
»Die Behandlung kann so zwar gesichert werden, aber die Patientinnen und Patienten werden durch die je Packung fällige Zuzahlung finanziell stärker belastet. Abzuwarten bleibt, wie sich die Lage bis zur Behebung des Engpasses weiterentwickelt«, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried. Einzelberichten zufolge gebe es zurzeit streng kontingentierte Belieferungen der Apotheken durch den Großhandel und in der Folge auch Wartezeiten bis zur Versorgung. Nach Berechnungen des Zi sind mindestens 100.000 Patientinnen vom derzeitigen Lieferengpass bei tamoxifenhaltigen Arzneimitteln zur Brustkrebstherapie betroffen.
Der Verband Pro Generika fordert bei Wirkstoffen, für deren Produktion es nur noch eine Handvoll Hersteller gibt, die Kostendämpfungsinstrumente auszusetzen. Damit kritisiert der Verband die Summe von 8,80 Euro, die die Arzneimittelhersteller von den Kassen für eine 100er-Packung Tamoxifen erhalten. Diese 8,80 Euro können laut Verband »nicht länger der Gegenwert sein für drei Monate Versorgung mit einem hochkritischen Arzneimittel.« Preismoratorium, Festbeträge und Rabattverträge dürften nicht »derart geringgehalten« werden, dass es für Hersteller nicht mehr wirtschaftlich sei.