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Die häufigste Ursache für eine Hypothyreose ist die Hashimoto-Thyreoiditis. Die Autoimmunerkrankung äußert sich durch eine chronische Entzündung der Schilddrüse, durch die Gewebe zerstört wird. Etwa 5 Prozent der Menschen weisen entsprechende Schilddrüsen-Autoantikörper (Thyreoperoxidase-spezifische Antikörper, TPOAk) auf. Dies allein bedingt allerdings noch keinen krankhaften Zustand.
Die Mehrzahl der Patienten ist weiblich und im mittleren Lebensalter, die Prävalenz steigt mit zunehmendem Lebensalter. Eine genetische Prädisposition liegt vor.
Erschöpfung und Müdigkeit bei jungen Müttern kann viele Gründe haben. Einer davon sind postpartale Störungen der Schilddrüsenfunktion. / Foto: Adobe Stock/Robert Kneschke
Bei der Hashimoto-Krankheit ist die hypotrophe, chronisch verlaufende Form häufig. Hierbei nimmt die Organgröße im Lauf der Jahre ab und die Hormonproduktion sinkt. Eine verwandte Form ist die postpartale Thyreoiditis, die bei 5 bis 10 Prozent der Frauen innerhalb eines Jahres nach einer Schwangerschaft auftritt. Diese Störung besteht oft nur vorübergehend und normalisiert sich bei vielen Patientinnen wieder.
Die Erkrankung kann mit einer Schilddrüsen-Überfunktion begingen. Im weiteren Verlauf entsteht eine latente (TSH erhöht, fT3 und fT4 normal) und dann eine klinisch manifeste Hypothyreose (TSH erhöht, fT4 und/oder fT3 erniedrigt). Eine ursächliche Therapie gibt es bisher nicht. Die Betroffenen müssen vorübergehend Schilddrüsenhormone substituieren (12, 14).
Bei einer behandlungsbedürftigen Hypothyreose verschreiben Ärzte zur Substitution Levothyroxin (L-Thyroxin). Dieses gehört zu den drei verordnungsstärksten Arzneistoffen in Deutschland (lesen Sie dazu auch den Beitrag Steckbrief Levothyroxin-Natrium) (19). Laut der DEGAM-Leitlinie sind T3 alleine, T3/T4-Kombinationen und natürliche Schilddrüsenpräparate für die Therapie nicht geeignet (12).
Warum? T3 wirkt rasch, die Wirkung lässt aber schnell wieder nach. Bei einigen wenigen Schilddrüsenerkrankungen ist diese schnelle Wirkung erwünscht. Die Anwendung ist indiziert zur Überbrückung hypothyreoter Phasen im Rahmen der diagnostischen Anwendung oder der Vorbereitung der therapeutischen Anwendung von Radioiod beim Schilddrüsenkarzinom, für den Schilddrüsen-Suppressionstest und zum Ausgleich einer Unterfunktion, wenn eine Behandlung mit Levothyroxin-Natrium alleine nicht zielführend ist und eine T4/T3-Konversionsschwäche oder Aufnahmestörung nachgewiesen oder vermutet wird (15). Liothyronin wird üblicherweise mit Levothyroxin kombiniert. Alleine ist es für die Dauertherapie nicht geeignet (15).
Bei den Kombipräparaten liegen die Hormone meistens im Verhältnis 5:1 und 10:1 (T4:T3) vor. Allerdings produziert eine gesunde Schilddrüse die Hormone im Verhältnis 15:1; dies bedeutet, dass der Anteil an T3 im Medikament höher ist als im natürlichen Stoffwechselprozess. Bei ihrer prinzipiellen Ablehnung der Kombinationstherapie stützen sich Fachgesellschaften auf Studien, in denen keine Überlegenheit gegenüber einer T4-Monotherapie gezeigt werden konnte (16, 17).
Foto: Adobe Stock/ratmaner
Noch kleiner als die Schilddrüse sind die linsenförmigen Nebenschilddrüsen, von denen vier oder auch mehr links und rechts von der Schilddrüse liegen. Auch sie haben enorme Bedeutung für den Körper. Die Drüsen stellen das lebenswichtige Parathormon her, das den Calciumhaushalt reguliert. Dazu beeinflusst es, wie viel Calcium die Nieren ausscheiden, fördert die Aufnahme des Spurenelements im Darm und setzt bei Bedarf Calcium aus den Knochen frei. Essenziell für diese Aufgaben ist Vitamin D.
Auch bei den Nebenschilddrüsen können Über- und Unterfunktionen auftreten. Eine Unterfunktion entsteht zum Beispiel, wenn bei einer Schilddrüsenoperation die Nebenschilddrüsen beschädigt werden. In der Folge sinkt der Calciumgehalt im Blut. Es drohen Störungen wie Krampfanfälle, Kopfschmerzen und Verdauungsprobleme. Die Therapie besteht meistens darin, mit oralem Calcium und Vitamin D den Mangel auszugleichen.
Einer Überfunktion liegt hingegen meist eine Zellwucherung zugrunde. Das Organ bildet zu viel Parathormon. Dadurch gelangt zu viel Calcium aus den Knochen ins Blut. In Niere und Galle können sich Steine bilden, die Knochen hingegen erweichen (Osteoporose). Weitere Symptome können Müdigkeit, Oberbauchschmerzen, Bluthochdruck und Depressionen sein. Beim Hyperparathyreoidismus entfernen Ärzte in der Regel operativ die autonom arbeitenden Bereiche.