Tag der Pharmazie 2022 |
Die Referenten und Referentinnen der drei Antrittsvorlesungen am Tag der Pharmazie, Professor Dr. Julia Weigand, Professor Dr. Raphael Reher und Privatdozentin Dr. Jarmila Jedelska (von links). / Foto: Stephan Tang /FB Pharmazie Uni Marburg
Der Dekan des Fachbereichs Pharmazie, Professor Dr. M. Keusgen, freute sich, dass die Veranstaltung wieder in Präsenz mit zahlreichen Besucherinnen und Besuchern stattfinden konnte.
Nachfolgend für Professor Dr. Roland Hartmann ist Professor Dr. Julia Weigand seit April dieses Jahres Professorin für RNA-Biochemie am Institut für Pharmazeutische Chemie. Weigand hat Biologie in Erlangen studiert und dort mit ihrem Promotionsvorhaben gestartet. Nach dem Wechsel an die Goethe-Universität Frankfurt (GUF) wurde sie dort promoviert. Nach verschiedenen Post-Doc Stationen an der GUF hatte sie eine Stelle als Nachwuchsgruppenleiterin am Fachbereich Biologie der TU Darmstadt im Bereich der synthetischen RNA-Biologie inne. Im Jahr 2020 erfolgte ihre Habilitation.
Mit einem Vortrag unter dem Titel »RNA-Biochemie oder die ultimative Frage nach Struktur, Funktion und dem ganzen Rest« stellte Weigand ihr Forschungsgebiet beim Tag der Pharmazie in Marburg eindrucksvoll vor. Ihr Hauptinteresse sind Strukturvorhersagen von RNA-Sequenzen und die Entdeckung von Interaktionspartnern einzelner nicht-codierender RNAs (ncRNA) in der Zelle mittels eines Hochdurchsatz-Assays. Ziel ist es, die Aufgaben der ncRNAs in der Zelle besser zu verstehen. Ein besonders interessantes Forschungsgebiet, um bisher unbekannte RNAs als neue potentielle Targets oder Wirkstoffe identifizieren zu können.
Professor Dr. Raphael Reher verstärkt seit März den Schwerpunkt Naturstoffe und deren Analytik des Fachbereichs Pharmazie. Der Fachbereich in Marburg konnte mittels des Tenure-Track-Programms zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses eine zusätzliche Qualifikationsprofessur für den Bereich »Biopharmazeutische Analytik« einrichten. Reher hat Pharmazie an der WWU Münster und Drug Research an der Universität Bonn studiert. An der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn hat er promoviert. Nach Post-Doc-Aufenthalten am Scripps Institute in La Jolla, USA, folgte eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pharmazie der Universität Halle.
»Naturstoffforschung 4.0 - Eine Reise durch Raum und Zeit« war das Thema seiner Antrittsvorlesung beim Tag der Pharmazie. Dabei stellte er die Grundlagen des maschinellen Lernens und deep learning-Methoden (4.0) vor, die auch in der Astronomie zum Einsatz kommen. Durch Raum und Zeit leitete er dann vom Weltall zum Mikrokosmos der Cyanobakterien und deren faszinierenden Naturstoffe über. Mittels des Einsatzes künstlicher Intelligenz zur Schaffung molekularer Netzwerke können Strukturen von Naturstoffen so identifiziert werden. Die Kombination von Massenspektrometrie, NMR-Spektroskopie und Genomik soll dabei in seiner künftigen Forschung in Marburg zum Einsatz kommen, um aus verschiedenen Quellen, etwa maritimen Pilzen, neue Leitstrukturen mit gewünschter biologischer Aktivität aufzuspüren.
Nach Antrag und erfolgter Antrittsvorlesung darf der Titel »Privatdozentin« an eine habilitierte Person verliehen werden. Dr. Jarmila Jedelska hat sich 2020 erfolgreich für das Fach Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie habilitiert und hielt im Rahmen des diesjährigen Tags der Pharmazie ihre Antrittsvorlesung mit dem Titel »Die Rückkehr des CAM Modells – ein neuer Einsatz«. Nach einem Pharmaziestudium an der Karls-Universität Prag, einer Diplomarbeit in Bonn und einer Promotion in Marburg führte Jedelska am Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie ihre Forschungsarbeiten zur Verwendung des »Chorio Allantoic Membrane-Modells« (CAM-Modell) durch. Danach wechselte Sie an and Zentrum für Tumor- und Immunbiologie des Universitätsklinikums Marburg und ist nun Forschungskoordinatorin an der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiolgie. Parallel dazu ist sie als Vertretungsprofessorin für Pharmazeutische Technologie an der der Friedrich-Schiller-Universität Jena tätig.
In ihrer Antrittsvorlesung in Marburg zeigte Jedelska den Einsatz des CAM-Modells für verschiedene Fragestellungen auf und berichtete, dass das CAM-Modell in verschiedenen Gebieten wie der Pharmazeutischen Technologie oder auch der Radiologie verwendet werden kann. Im Anschluss an ihre Vorlesung verlieh der Dekan ihr den Titel »Privatdozentin«. Jedelska wird in Zukunft ihrer Lehrverpflichtung auch im Rahmen eines Angebots für Wahlpflichtstudierende nachkommen.
Die beiden Stipendiatinnen der von-Bülow-Studienstiftung erhalten von dem Dekan des Fachbereichs Pharmazie ihre Stipendienurkunde (von links: Professor Dr. M. Keusgen, Lea-Marie Hepp und Alina Prohaska). / Foto: Stephan Tang /FB Pharmazie Uni Marburg
Die im Jahr 2010 gegründete von Bülow Studienstiftung Pharmazie mit Sitz in Marburg konnte auch in diesem Jahr wieder Stipendien ausloben. Mit dieser ersten deutschen Stiftung zur Förderung von Pharmaziestudierenden soll das Studium und die Ausbildung junger Pharmazeuten und damit der Beruf des Apothekers zielgerichtet in jedem Jahr gefördert werden. Die Auswahlkommission wählte Alina Prohaska und Lea-Marie Hepp aus. Ein Einmalbetrag soll einen Beitrag zu einem erfolgreichen Studium leisten.
Am Tag der Pharmazie nahmen sowohl Studierende und Angehörige des Fachbereichs und Zuhörerinnen und Zuhörer von außerhalb teil. Im Anschluss der Vorträge konnte in lockerer Atmosphäre beim Empfang im Foyer weiterdiskutiert werden. Nach der Tagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) an der Philipps-Universität Marburg im September war auch der Informationstag rund um den Fachbereich Pharmazie eine erfolgreiche Veranstaltung.