Stuhltransplantation verjüngt alte Mäuse |
Theo Dingermann |
10.08.2021 08:00 Uhr |
Neben den Auswirkungen auf das Immunsystem untersuchte die Gruppe auch altersbedingte Veränderungen im Gehirn, bevorzugt Veränderungen im Hippocampus, und den Einfluss, den eine Mikrobiom-Transplantation auf diese Homöostase entfalten kann.
Altern führte zu signifikanten Unterschieden im Spektrum bestimmter Metabolite. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass 35 Metabolite eines älteren Hippocampus durch eine Mikrobiom-Transplantation auf das Niveau junger Tiere zurückgeführt wird. Zusätzlich zu zahlreichen Aminosäuren, die eine entscheidende Rolle bei der Neurotransmission spielen, ändert sich beispielsweise auch die Retinol-Konzentration im Alter. Sie ließ sich auf das Niveau junger Mäuse zurückführen. Die Autoren spekulieren, dass gerade die Verbesserung des Vitamin-A-Spiegels im Alter ein entscheidender Faktor für die Vorteile der Mikrobiom-Transplantation sein könnte.
Ebenfalls gehören GABA und N-Glykolylneuraminat zu den Metaboliten, deren ursprüngliche Balance durch die Maßnahme wiederhergestellt werden kann. Beide Metabolite spielen eine entscheidende Rolle bei der Kognition und der Plastizität des Gehirns, und eine veränderte GABA-erge Signalübertragung steht in engem Zusammenhang mit Alterungsprozessen und dem kognitiven Abbau.
In Übereinstimmung mit früheren Forschungsergebnissen nahm auch der Gehalt an Arginin mit dem Altern zu. Dies kann sich auf den Stickoxid-Signalweg und die Neurodegeneration auswirken. Die Umkehrung dieses Alterungsprozesses durch eine Mikrobiom-Transplantation deutet auf mögliche neuroprotektive Wirkungen junger Mikrobiota auf ein gealtertes Gehirn hin.
Aus ihrer Studie schließen die Autoren, dass ihre Ergebnisse das Potenzial des Darmmikrobioms als therapeutisches Agens zur Förderung eines gesunden Alterns aufzeigen. Bis zu einer Anwendung am Menschen wird sicherlich noch ein langer Weg zu gehen sein.
Künftige Forschungsarbeiten sind erforderlich, um zu untersuchen, wie spezifische Bakterien oder ihre Stoffwechselprodukte innerhalb des Mikrobioms für diese Wirkungen verantwortlich sein könnten.