Stress schadet dem Darmmikrobiom |
Theo Dingermann |
13.08.2024 16:00 Uhr |
Wenn die Brunner-Drüsen stimuliert werden (zum Beispiel durch das Verdauungshormon Cholecystokinin), steigern sie die Schleimproduktion erheblich, was zu einem deutlichen Wachstum von Laktobazillen führt. Andererseits hemmt chronischer Stress diesen Prozess, wodurch sich die Lactobacillus-Populationen verringern und die Anfälligkeit für Magen-Darm-Infektionen erhöht.
In weiteren Untersuchungen zeigten die Forschenden, dass chronischer Stress die gleichen Effekte auf das Darmmikrobiom hat wie eine neuronale Verödung der Brunner-Drüsen. In beiden Fällen führte dies zu reduzierten Lactobacillus-Zahlen und zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmwand. Umgekehrt scheint die Stimulation der zentralen Amygdala oder des Vagusnervs diese Auswirkungen umzukehren und eine gesunde Darmmikrobiota und eine gesunde Immunfunktion wiederherzustellen.
Zudem belegt die Publikation die tiefgreifende Verbindung zwischen Gehirnzuständen, dem Darmmikrobiom und der Immunität. Somit stellen die Brunner-Drüsen nicht nur eine Homöostase der Darmmikrobiota sicher, sondern sind auch für die Immunabwehr von entscheidender Bedeutung, da Störungen der Drüsenfunktion zu einer erhöhten Durchlässigkeit des Darms und zu Veränderungen der systemischen Immunität führen.
Den Ergebnisse des Forscherteams zufolge könnten die Modulation des Vagusnervs oder der Amygdala-Aktivität oder die direkte Verabreichung von Probiotika oder Muzinen die stressbedingte Darmdysbiose und die damit verbundenen Immundefekte abmildern und als Therapieansatz dienen.
Zusammenfassend liefert der Artikel umfassende Belege dafür, dass stressempfindliche neuronale Schaltkreise die Zusammensetzung der Darmmikrobiota über ihre Kontrolle der Drüsensekretion im Zwölffingerdarm erheblich beeinflussen und so psychischen Stress mit körperlicher Gesundheit und potenziellen therapeutischen Interventionen in Verbindung bringen.