STIKO empfiehlt zweiten Booster für alle ab 60 Jahre |
Theo Dingermann |
19.08.2022 12:30 Uhr |
Foto: Getty Images/Luis Alvarez
Am Donnerstag veröffentlichte das Robert-Koch-Institut (RKI) in einer Pressemitteilung die aktuellen Entscheidungen der STIKO zum Schutz vor Covid-19. Demnach aktualisiert die STIKO ihre Empfehlungen in drei Punkten:
Nachdem Politiker und verschiedene Experten, darunter auch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA zusammen mit der europäischen Gesundheitsbehörde ECDC, in den vergangenen Wochen immer wieder für eine zweite Covid-19-Auffrischimpfung plädiert hatten, empfiehlt nun auch die STIKO offiziell diesen zweiten Booster für einen erweiterten Personenkreis. Diese Empfehlung gilt nun für Menschen ab 60 Jahre sowie für Personen im Alter ab fünf Jahren mit einer Grunderkrankung gemäß bestehender STIKO-Empfehlung, wenn diese bislang mit drei immunologischen Ereignissen, das heißt zusätzlich zu einer Grundimmunisierung in Form von zwei Impfungen mit einer ersten Auffrischimpfung oder SARS-CoV-2-Infektion, konfrontiert waren.
Für die zweite Auffrischimpfung soll in der Regel ein mRNA-Impfstoff verwendet werden. Dabei soll ein Mindestabstand von sechs Monaten zum letzten Ereignis (vorangegangene Infektion oder letzte Impfung) eingehalten werden. In begründeten Einzelfällen kann der Abstand auf vier Monate reduziert werden, so die STIKO.
Ausdrücklich spricht sich die STIKO für die genannten Risikogruppen dafür aus, nicht auf einen angepassten Impfstoff zu warten, da sie die zweite Auffrischimpfung für diese Risikopersonen als derzeit indiziert ansieht. Sobald variantenangepasste Impfstoffe zugelassen und verfügbar sind, wird die STIKO auch für diese Impfstoffe die Evidenz zur Wirksamkeit und Sicherheit prüfen und zu gegebener Zeit dann eine Empfehlung zum weiteren Vorgehen aussprechen.
Für Personen, die bereits mit vier immunologischen Ereignissen konfrontiert wurden, wird vorerst keine weitere Auffrischimpfung empfohlen. Von dieser Empfehlung kann bei bestimmten besonders gefährdeten Personen (zum Beispiel Hochbetagte) nach Abwägung des Gesundheitszustands und der individuellen Gefährdung der Person abgewichen werden. Hier kann es sinnvoll sein, noch eine weitere Impfstoffdosis zu verabreichen, so die Empfehlung der STIKO.
Bisher hatte die STIKO für die Grundimmunisierung von 12- bis 17-Jährigen nur den Impfstoff Comirnaty® von Biontech/Pfizer empfohlen. Mit den aktualisierten Impfempfehlungen kann diese Personengruppe nun alternativ auch mit Nuvaxovid® von Novavax grundimmunisiert werden. Die Impfung erfolgt mit zwei Impfstoffdosen im Abstand von mindestens drei Wochen und mit der gleichen Dosierung wie für Personen im Alter ab 18 Jahren.
Bemerkenswert ist die dritte Empfehlung der STIKO. Sie betrifft die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) mit Evusheld. Diese neue medikamentöse Schutzmaßnahme zusätzlich zur Impfung durch eine passive Immunisierung gilt für bestimmte Personengruppen.
Evusheld enthält die den beiden SARS-CoV-2-neutralisierenden monoklonalen Antikörpern Tixagevimab und Cilgavimab. Entgegen der Zulassung empfiehlt die STIKO den Einsatz dieser Antikörper zur PrEP in einer Dosierung zu jeweils 300 mg (die zugelassene Dosis beträgt jeweils 150mg) ab einem Alter von ≥ 12 Jahren und einem Gewicht von > 40 kg für folgende Gruppen:
Damit trägt die STIKO der gut dokumentierten Beobachtung Rechnung, dass bei Personen mit Immundefizienz die Wirksamkeit der Covid-19-Impfung häufig eingeschränkt ist, sodass diese einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf ausgesetzt sind.
Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) begrüßte die neue STIKO-Empfehlung für eine zweite Auffrischimpfung für Über-60-Jährige. Laut dpa empfahl auch der unabhängige Impfrat der Weltgesundheitsorganisation (SAGE) erstmals die Verabreichung einer zweiten Auffrischimpfung für ältere Menschen.
Der SAGE-Vorsitzende Professor Alejandro Cravioto betonte am Donnerstag in Genf, dass dies keine Empfehlung für eine regelmäßige Auffrischung alle vier bis sechs Monate bedeute. Zudem ließ der Impfrat in seiner Empfehlung auch die genaue Altersgruppe offen. Jedes Land müsse selbst entscheiden, ab welchem Alter es zweite Auffrischimpfungen anbieten wolle. Sie sollten im Idealfall vier bis sechs Monate nach der ersten Auffrischimpfung verabreicht werden.
Zusätzlich empfiehlt der Impfrat zweite Auffrischungen für Gesundheitspersonal jeden Alters sowie für Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder anderen Krankheiten, die das Risiko einer schweren Erkrankung nach einer Coronainfektion erhöhen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.