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Astra-Zenecas Covid-19-Impfstoff

STIKO bleibt bei Empfehlung nur bis 64 Jahre

Direkt nach der Zulassungsempfehlung für den Covid-19-Impfstoff von Astra-Zeneca für alle ab 18 Jahren veröffentlichte die Ständige Impfkommission (STIKO) ihre Empfehlung dazu – und wich davon ab. In Deutschland sollen nur 18- bis 64-Jährige den Vektorimpfstoff bekommen. Trotzdem sei es ein guter Impfstoff.
Daniela Hüttemann
30.01.2021  12:00 Uhr

Der STIKO-Vorsitzende Professor Dr. Thomas Mertens war ziemlich verärgert, dass der Entwurf für die zweite Aktualisierung der Covid-19-Impfempfehlungen bereits am Donnerstag der Presse zugänglich gemacht worden war, wie er Freitagabend bei einer Informationsveranstaltung vor Fachjournalisten sagte. Denn darin stand, dass die STIKO den neuen Impfstoff von Astra-Zeneca nur Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren empfiehlt. Das hatte selbst international medial hohe Wellen geschlagen, schließlich war die Bewertung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) da noch gar nicht bekannt. »Ein unnötiges Rauschen«, was allgemein der Impfbereitschaft schaden könnte, fürchtet Mertens.

Tatsächlich hatte EMA-Chefin Emer Cooke am Dienstag bei einer Anhörung im Europaparlament noch angedeutet, dass eine altersbegrenzte Zulassung möglich sei und nur wenige Studiendaten zur Wirksamkeit bei älteren Personen vorlägen. Nun hat sich die EMA am Freitag jedoch trotzdem entschieden, die Zulassung ab 18 Jahren ohne Altersgrenze nach oben zu erteilen und die EU-Kommission ist ihr erwartungsgemäß gefolgt. Die STIKO dagegen bleibt bei ihrer Empfehlung, die »Covid Vaccine Astra-Zeneca« nur an Personen bis 64 Jahren zu verimpfen.

Ihr Vorsitzender Mertens betonte gegenüber den Journalisten, dass die STIKO sich an die ihr vorliegenden Daten gehalten habe, deren Cut-Off in der Studie Mitte November gelegen habe. »Wir haben die Daten eingehend mit den üblichen Verfahren geprüft. Aus unserer Sicht sind sie bei den Über-65-Jährigen nicht ausreichend, um die Wirksamkeit belegen zu können.« Dies sei kein negatives Votum gegen den Impfstoff, wie Mertens betonte, aber eben auch keine Empfehlung für ihn in dieser Altersgruppe. »Wir hoffen bald auf weitere Daten, dann könnte die Empfehlung schnell wieder geändert werden«, so der Arzt. »So richtig glücklich« sei er mit der EMA-Entscheidung auf der aktuellen Datengrundlage nicht. Er betonte jedoch: »Es besteht kein Zweifel bei der Sicherheit.«

Ministerpräsidenten beraten über Umsetzung

Interessant wird nun, wie die Bundesländer mit der Diskrepanz zwischen EU-Zulassung und STIKO-Empfehlung umgehen werden, schließlich handelt es sich »nur« um eine Empfehlung. »Das muss nun auf Länderebene durchgesetzt werden«, erklärte Mertens. Im ARD-»Brennpunkt« am Freitagabend plädierte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) dafür, auf die STIKO zu hören. Darüber würden die Gesundheitsminister der Länder am Wochenende beraten.

Während durch die aktualisierte STIKO-Empfehlung und natürlich aufgrund der Lieferverzögerungen die Impfung der Senioren also länger dauern wird als ursprünglich geplant, rücken nun jüngere Personen entsprechend der Priorisierung vor, darunter auch Personen mit schweren Vorerkrankungen. Diese hat die STIKO im Rahmen ihrer Aktualisierung nun auch genauer definiert, zum Beispiel Patienten mit Krebs, Diabetes, psychiatrischen Erkrankungen, Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen.

Ebenfalls neu ist eine präzisiere Empfehlung für Personen, die bereits eine laborbestätigte SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben. Nachdem diese zuvor pauschal zurückgestellt wurden, sollen sie nun frühestens sechs Monate nach der Corona-Infektion geimpft werden (gemäß ihrer Gruppenzugehörigkeit in der Priorisierung).

Unklar ist immer noch, ob Geimpfte bei einer Infektion genügend Coronaviren ausscheiden, um ansteckend zu sein. Primäres Ziel sei es bei Impfungen im Allgemeinen nicht, vor einer Infektion, sondern vor der entsprechenden Erkrankung zu schützen, erklärte Mertens. Eine sterile Immunität werde auch bei anderen Impfstoffen nicht erreicht. Dennoch wäre die Reduktion des Transmission ein mehr als positiver Nebeneffekt und würde sich natürlich auf das Infektionsgeschehen direkt auswirken. In Bezug auf die Covid-19-Impfungen sei die epidemiologische Relevanz noch unklar. Dies sei jedoch auch ein Faktoren, der für die wichtige Frage, ob, wann und wie sich eine Herdenimmunität erreichen lasse, eine Rolle spiele. Auch hier blieben weitere Daten für die einzelnen Impfstoffe abzuwarten.

Virusmutatationen: Keine Zeit beim Impfen zu verlieren

Die STIKO-Empfehlung trifft nicht nur auf Zustimmung unter Fachleuten. »Die Entscheidung der STIKO, Personen über 64 Jahre nicht mit dem Impfstoff von Astra-Zeneca zu impfen, ist aus meiner Sicht ein Rückschlag für die Vakzinierungsbemühungen in Deutschland«, so Professor Dr. Gerd Fätkenheuer, Leiter der Infektiologie an der Klinik I für Innere Medizin an der Uniklinik Köln.

»Um rasch die besonders gefährdeten älteren Personen zu impfen, werden alle zugelassenen Impfstoffe benötigt. In Deutschland werden bisher im Wesentlichen Menschen über 80 Jahre geimpft. In dieser Altersgruppe gibt es auch für die Impfstoffe von Moderna und Biontech erst wenige Daten. Mit der jetzt erfolgten Zulassung der EMA für Astra-Zeneca sollte die Entscheidung der STIKO möglichst rasch revidiert werden.«

Professor Dr. Bernd Salzberger, Bereichsleiter Infektiologie am Universitätsklinikum Regensburg, erinnert daran, dass die Vakzine in einer kleineren Studie eine höhere Schutzwirkung mit einer anderen als der nun zugelassenen Dosierung gezeigt hatte. Hier könne die Wirksamkeit möglicherweise durch eine andere Dosierung noch erhöht werden, allerdings müssten hierzu weitere Phase-III-Studien folgen. »Trotz dieser offenen Fragen ist damit eine raschere Durchimpfung der Bevölkerung zunächst in Europa in Aussicht – gerade im Licht der neu zirkulierenden Varianten ein wichtiges Argument«, so Salzberger. 

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