Steckbrief Ringelröteln |
Sven Siebenand |
24.04.2024 07:00 Uhr |
Ursache der Ringelröteln ist eine Infektion mit dem Parvovirus B19. / Foto: Adobe Stock/Laszlo
Wie erkennt man eine Ringelröteln-Erkrankung?
Typisch ist ein Hautausschlag, der sich anfangs – wie nach einer Backpfeife – als feurig-roter Fleck auf der Wange darstellt. Daher stammt auch der Beiname Ohrfeigenkrankheit. Mundpartie und Nasenflügel bleiben ausgespart, sodass das typische sogenannte Schmetterlingserythem entsteht. Später breitet sich der Ausschlag dann in der Regel auf den Schultern, Oberarmen und Oberschenkeln aus. In der Mitte verblassen die roten Flecken, wodurch das ring- oder girlandenförmige Aussehen zustande kommt. So kam es zu der Bezeichnung Ringelröteln. Die medizinische Bezeichnung der Erkrankung lautet Erythema infectiosum.
Welche weiteren Krankheitssymptome sind möglich?
Anders als der typische Hautausschlag, der übrigens in der Regel keinen oder kaum Juckreiz verursacht, sind die anderen Krankheitszeichen wie Fieber, geschwollene Lymphknoten oder Kopf- und Gelenkschmerzen uncharakteristisch. Die Behandlung der Ringelröteln erfolgt rein symptomorientiert, eine kausale Therapie gibt es nicht.
Sind Ringelröteln ansteckend?
Ja, sogar sehr. Dummerweise sind Infizierte aber ansteckend, bevor der typische Ausschlag erkennbar ist. Wenn man ihn dann sieht, ist die Ansteckungsgefahr meist schon vorüber. Auch bei einem asymptomatischen Verlauf, der nicht selten ist, sind die Betroffenen ansteckend. Wer einmal an Ringelröteln erkrankt ist, baut eine lebenslange Immunität auf.
Welche Übertragungswege sind möglich?
Die Übertragung des Ringelröteln-Erregers, ein Parvovirus, erfolgt zumeist über Tröpfchen, ist aber auch beim Händeschütteln, über kontaminierte Gegenstände oder verunreinigte Blutkonserven möglich. Schwangere können das Virus über die Plazenta an das ungeborene Kind weitergeben und dieses damit gefährden (siehe nächster Punkt). Die Inkubationszeit liegt zwischen vier Tagen und knapp drei Wochen.
Typisch ist bei Ringelröteln ein Hautausschlag, der sich anfangs als feurig-roter Fleck auf den Wangen darstellt. Zu diesem Zeitpunkt sind die Betroffenen meist nicht mehr ansteckend, vor dem Auftreten des Ausschlags allerdings sehr. / Foto: Adobe Stock/Evgen
Wer erkrankt und wer ist besonders gefährdet?
Vor allem vom Spätwinter bis zum Frühsommer kommt es alle paar Jahre zu Epidemien. Gerade scheint es wieder so zu sein. Berichte zu Ringelröteln-Ausbrüchen häuften sich in den vergangenen Wochen vielerorts. Da die Erkrankung nicht meldepflichtig ist, gibt es aber keine genauen Zahlen. Zumeist stecken sich Kinder in der Kita, im Kindergarten oder in der Schule an. In den meisten Fällen sind die Ringelröteln ungefährlich.
Immunsupprimierte Menschen haben allerdings ein Risiko für einen schweren Verlauf. Gleiches gilt für Anämie-Patienten, da das Virus Vorläuferzellen der Erythrozyten befällt. Und schwangere Frauen, die selbst noch nie Ringelröteln durchgemacht haben, können die Viren auf das Ungeborene übertragen. Dessen Blutbildung kann dadurch stark geschädigt werden, sodass Fehl- oder Totgeburten auftreten können.
Gibt es eine Impfung gegen Ringelröteln?
Nein, diese gibt es derzeit nicht. Eine Impfung gegen Röteln schützt nicht vor Ringelröteln.
Apropos Röteln: Was haben Ringelröteln eigentlich mit den Röteln zu tun?
Außer dem Namen nicht sehr viel. Beides sind Viruserkrankungen. Allerdings handelt es sich um vollkommen unterschiedliche Erreger. Die Röteln werden vom Rubella-Virus verursacht, die Ringelröteln vom Parvovirus B19. Interessanterweise weiß man Letzteres noch gar nicht so lange. Erst in den 1980er-Jahren haben Forscher herausgefunden, dass dieses sehr kleine DNA-Virus der Erreger der Ringelröteln ist.
Englischunterricht zum Schluss
Die Ringelröteln heißen in englischsprachigen Ländern »Fifth Disease«. Der Grund dafür ist folgender: Kinderkrankheiten mit Hautausschlag wurden dort früher einfach durchnummeriert. Masern waren »First Disease«, Scharlach »Second Disease«, Röteln »Third Disease« und die sogenannte Dukes Disease damals »Fourth Disease«. Letztere gilt heute nicht mehr als eigenständige Erkrankung. Die Ringelröteln sind dadurch allerdings nicht mehr nachträglich auf Position vier gerutscht, sondern gelten weiter als fünfte Erkrankung.