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Häufige Arzneistoffe

Steckbrief Piroxicam

Kleines Molekül mit großer Wirkung: Das nicht steroidale Antirheumatikum (NSAR) Piroxicam lindert entzündliche Gelenkbeschwerden und sticht unter den NSAR durch seine außergewöhnlich lange Halbwertszeit hervor. Diese Eigenschaft erfordert besondere Vorsicht bei der Anwendung.
AutorKontaktLaura Rudolph
Datum 07.02.2025  16:20 Uhr

Wie wirkt Piroxicam?

Piroxicam ist ein NSAR aus der Gruppe der Oxicame. Wie alle Vertreter seiner Stoffgruppe hemmt es die Prostaglandin-Synthese, indem es Cyclooxygenasen (COX) inhibiert. Piroxicam greift sowohl an COX-1 als auch an COX-2 an und wirkt schmerzlindernd, fiebersenkend und antientzündlich.

Was sind die Einsatzgebiete von Piroxicam?

Im Gegensatz zu anderen NSAR eignet sich Piroxicam nicht bei akuten Schmerzen, da es erst nach mehreren Tagen seine maximale Wirkung erreicht. Zu den Anwendungsgebieten zählen chronisch-entzündliche Gelenkerkrankungen wie aktivierte Arthrose, rheumatoide Arthritis und Morbus Bechterew. Aufgrund seines im Vergleich zu anderen NSAR höheren gastrointestinalen Risikos ist der Wirkstoff Mittel der zweiten Wahl. Weiterhin wird Piroxicam topisch angewendet zur unterstützenden Behandlung bei Entzündungen der Sehnen(scheiden), schmerzhafter Schultersteife sowie Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen.

Wie wird Piroxicam dosiert?

Zur Behandlung von chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen stehen orale Darreichungsformen und Injektionspräparate zur Verfügung. Bei Erwachsenen beträgt die orale Dosis 10 bis maximal 20 mg pro Tag, bei Patienten über 70 Jahren sollte möglichst niedrig dosiert und kurz behandelt werden. Für Patienten über 80 Jahre ist Piroxicam kontraindiziert. Jugendliche ab 15 Jahren (Mindestalter) dürfen 0,2 bis 0,3 mg/kg Körpergewicht einnehmen, maximal jedoch 15 mg pro Tag. Bei leichter bis mäßiger Nieren- oder Leberinsuffizienz muss die Dosis nicht reduziert werden, schwere Insuffizienzen sind eine Kontraindikation.

Für Erwachsene mit starken Beschwerden steht eine intramuskuläre Einmalinjektion mit 20 mg Wirkstoff zur Verfügung. Topika mit Piroxicam enthalten üblicherweise 0,5 Prozent Wirkstoff. Je nach Größe der schmerzenden Stelle(n) ist drei- bis viermal täglich bis zu 1 g Zubereitung aufzutragen. Eine Einzeldosis entspricht dann circa 5 mg und die Tagesmaximaldosis 20 mg Piroxicam.

Welche Kontraindikationen gibt es?

Schwangere im letzten Drittel sowie Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren dürfen Piroxicam nicht anwenden. Da NSAR Blutungen im Magen-Darm-Trakt begünstigen, ist es für Patienten mit erhöhtem Blutungsrisiko und bestimmten gastrointestinalen Erkrankungen kontraindiziert. Dazu zählen etwa Gerinnungsstörungen, aktuelle oder zurückliegende Magengeschwüre oder -blutungen und Magen- oder Darmkrebs, außerdem Colitis ulcerosa, Morbus Crohn und Divertikelentzündung. Tabu ist die Kombination von Piroxicam mit Antikoagulanzien und anderen NSAR in analgetisch wirksamer Dosierung, mit dem Eisenantidot Deferipron (erhöhtes Agranulozytose-Risiko) und dem Krebsmittel Mifamurtid (verminderte immunstimulierende Wirkung). Weitere Gegenanzeigen sind schwere Funktionsstörungen von Leber und Niere, mäßige bis schwere Herzinsuffizienz sowie allergische Reaktionen auf NSAR in der Vergangenheit.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen gehören Geschwüre und Entzündungen der Magenschleimhaut. Insbesondere bei älteren Menschen ist daher die zusätzliche Gabe eines Protonenpumpeninhibitors zu erwägen. Außerdem kann Piroxicam den Blutzucker beeinflussen – unbedingt zu beachten bei gleichzeitiger Diabetes-Medikation – und das Reaktionsvermögen beeinträchtigen. Außerdem kann das NSAR müde und appetitlos machen, die Verdauung stören oder die (Schleim)häute gelb färben. Auch Leberentzündungen sind möglich.

Welche Wechselwirkungen sind zu beachten?

Das gastrointestinale Blutungsrisiko steigt bei gleichzeitiger Anwendung von Piroxicam mit Glucocorticoiden, Gerinnungs- und Thrombozytenaggregationshemmern, anderen NSAR und selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) wie Fluoxetin, Citalopram oder Sertralin. Phenobarbital kann die Blutspiegel von Piroxicam erniedrigen, Probenecid und Cimetidin können sie erhöhen. Piroxicam wiederum kann die Serumkonzentration von Lithium und Phenytoin erhöhen.

NSAR können die Wirkung von Diuretika und Antihypertensiva abschwächen. Bei Kombination mit kaliumsparenden Diuretika droht eine Hyperkaliämie. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion kann sich diese weiter verschlechtern, wenn Piroxicam zusammen mit ACE-Hemmern oder Angiotensin-II-Antagonisten eingenommen wird, bis hin zum akuten (meist reversiblen) Nierenversagen.

Was ist in Schwangerschaft und Stillzeit zu beachten?

Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist Piroxicam wie alle NSAR kontraindiziert. Im ersten und zweiten Trimester gilt: nur anwenden, wenn unbedingt notwendig, und dann so gering dosiert und so kurz wie möglich. Dies gilt auch für Frauen, die versuchen, schwanger zu werden. Embryotox, das Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Berliner Charité, rät zu den Alternativen Ibuprofen (im ersten und zweiten Trimenon) oder Paracetamol (gesamte Schwangerschaft). In der Stillzeit ist Piroxicam ebenfalls nicht zu empfehlen. Bessere Alternativen sind laut Embryotox Ibuprofen oder Diclofenac.

Was ist sonst noch zu beachten?

Piroxicam ist eines der Beispiele, das verdeutlicht, wie sinnvoll pharmakogenetische Testungen sein können. Der Wirkstoff hat mit bis zu 80 Stunden nach systemischer oder topischer Anwendung eine extrem lange Halbwertszeit. Metabolisiert wird er vorrangig durch die Enzyme CPY2C8 und CYP2C9. Bei langsamen CYP2C9-Metabolisierern verweilt Piroxicam noch länger im Blut und birgt dementsprechend ein höheres Risiko für Nebenwirkungen. In der kaukasischen Bevölkerung ist immerhin jeder 25. Mensch ein CYP2C9-Poor-Metabolizer.

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