Steckbrief Mometason |
Kerstin A. Gräfe |
24.08.2022 08:30 Uhr |
Das stark wirksame Glucocorticoid Mometason wird überwiegend bei allergischen Erkrankungen der Haut eingesetzt. / Foto: Adobe Stock/Olga Ternavskaya
Wie wirkt Mometason?
Mometason hat antiphlogistische, immunsuppressive und antiallergische Eigenschaften. Die Hauptwirkung resultiert aus einer Suppression von Entzündungsmediatoren. Der Wirkstoff passiert die Zellmembran und bindet im Zytoplasma an den Glucocorticoid-Rezeptor. Der gebildete Komplex wandert anschließend in den Zellkern und bindet an spezifische DNA-Sequenzen, sogenannte GC response elements. Dadurch kommt es einerseits zur vermehrten Expression antientzündlicher Gene sowie andererseits auf indirektem Weg zur Hemmung der Expression entzündungsfördernder Gene.
Neben diesen genomischen Effekten, die verzögert auftreten, kommt es zu nicht genomischen Wirkungen. So supprimiert der Glucocorticoid-Rezeptor-Komplex durch Protein-Protein-Wechselwirkungen die Aktivität von Transkriptionsfaktoren wie AP-1 und NF-κB, die die Produktion bedeutender Entzündungsmediatoren steigern.
Was sind die Einsatzgebiete von Mometason?
Mometason-17-fuorat wird als Creme oder Salbe zur symptomatischen Behandlung entzündlicher Hauterkrankungen wie atopische Dermatitis und Psoriasis angewendet und kommt dort als Monotherapie oder in fixer Kombination mit Salicylsäure zum Einsatz. Als Nasenspray ist das Glucocorticoid zugelassen bei allergischer oder perennialer Rhinitis sowie bei nasalen Polypen. Des Weiteren wird Mometason als Controller zur Langzeitbehandlung bei Asthma bronchiale eingesetzt.
Was sind die Kontraindikationen?
Mometason darf dermal nicht bei fazialer Rosazea, Akne vulgaris, Hautatrophie, perioraler Dermatitits, Windelausschlag sowie bei perianalem und genitalem Pruritus angewendet werden. Auch ein topischer Einsatz am Augenlid sowie auf Wunden oder Hautulzerationen ist kontraindiziert. Weitere Gegenanzeigen sind Infektionen, die durch Bakterien, Viren oder Pilze verursacht werden. Kontraindikationen sind zudem Tuberkulose, Syphilis und Impfreaktionen.
Als Nasenspray darf Mometason wegen der hemmenden Wirkung von Corticoiden auf die Wundheilung nach Nasenoperationen oder -verletzungen bis zur Ausheilung nicht angewendet werden. Gleiches gilt, wenn eine unbehandelte Infektion im Bereich der Nasenschleimhaut wie Herpes simplex vorliegt.
Wie wird Mometason dosiert?
Cremes und Salben zur Behandlung entzündlicher Hauterkrankungen enthalten 1 mg/g Mometason und werden bei Erwachsenen und Kindern ab zwei Jahren (Creme) beziehungsweise sechs Jahren (Salbe) einmal täglich dünn auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen. Die Anwendung sollte nicht länger als drei Wochen und nicht großflächig (20 Prozent der Körperoberfläche bei Erwachsenen, 10 Prozent bei Kindern) erfolgen. Wie bei allen stark wirksamen topischen Glucocorticoiden ist ein abruptes Absetzen zu vermeiden.
Die nasale Anwendung bei allergischer oder perennialer Rhinitis erfolgt einmal täglich, bei Erwachsenen mit zwei Sprühstößen à jeweils 50 µg Mometason pro Nasenloch. Die Tagesdosis beträgt somit 200 µg und kann auf maximal 400 µg gesteigert werden. Sind die Symptome unter Kontrolle, kann eine Dosisreduktion auf einen Sprühstoß je Nasenloch (100 µg pro Tag) erfolgen. Dies entspricht der üblichen Dosierung für Kinder zwischen drei und elf Jahren.
Zur Behandlung von Nasenpolypen bei Erwachsenen werden einmal täglich jeweils zwei Sprühstoße Mometason pro Nasenloch abgegeben (Gesamttagesdosis 200 µg). Tritt nach fünf bis sechs Wochen keine Besserung ein, kann die Dosis auf zweimal täglich zwei Sprühstöße pro Nasenloch gesteigert werden (Gesamttagesdosis 400 µg). Sind die Symptome unter Kontrolle, sollte die Dosis wieder reduziert werden.
Bei Asthma bronchiale kann Mometason inhalativ ab einem Alter von zwölf Jahren angewendet werden. Bei anhaltender milder bis mittelschwerer Erkrankung beträgt die Initialdosis 400 µg Mometason einmal täglich abends oder 200 µg zweimal täglich. Die Dosierung muss individuell auf den Patienten abgestimmt werden. In einigen Fällen ist eine Reduktion auf 200 µg Erhaltungsdosis einmal täglich möglich. Zur Therapie von schwerem Asthma werden initial 400 µg zweimal täglich inhaliert; dies entspricht der empfohlenen Tageshöchstdosis. Auch hier gilt, dass auf die niedrigste Wirkdosis zu titrieren ist, wenn die Symptome unter Kontrolle sind.
Welche Nebenwirkungen sind möglich?
Je nach Applikationsart hat Mometason spezifische Nebenwirkungen. Bei dermaler Anwendung treten häufig unter anderem Brennen am Applikationsort, Kribbeln/Stechen, Pruritus, bakterielle Infektionen, Parästhesien, Furunkulose und lokale Hautatrophien auf. Nasal angewendet kann es zu Reizung im Rachen, Pharyngitis, Infektionen der oberen Atemwege, Nasenbluten, Brennen und Reizungen in der Nase sowie zu nasalen Ulzerationen kommt. Bei inhalativer Applikation treten häufig Candidose, Pharyngitis, Dysphonie und Kopfschmerzen auf.
Systemische Nebenwirkungen sind sehr selten und kommen insbesondere bei Verordnung höherer Dosen über längere Zeiträume auf. Dazu zählen Cushing-Syndrom, Nebennierenrinden-Suppression, Wachstumsverzögerung bei Kindern und Jugendlichen sowie eine Abnahme der Knochendichte.
Welche Wechselwirkungen sind zu beachten?
Wechselwirkungen treten aufgrund der geringen systemischen Bioverfügbarkeit von Mometason mit anderen Arzneimitteln kaum auf. Bei der gleichzeitigen Anwendung mit CYP3A4-Inhibitoren besteht ein erhöhtes Risiko systemischer Nebenwirkungen. Die Kombination sollte vermieden werden.
Wie sieht es aus in Schwangerschaft und Stillzeit?
Wie andere Glucocorticoide sollte Mometason bei Schwangeren nur angewendet werden, wenn der mögliche Nutzen das Eingehen eines potenziellen Risikos für Mutter oder Fetus rechtfertigt. Das Neugeborene muss in diesem Fall hinsichtlich einer Nebennierenrinden-Insuffizienz überwacht werden. Auch das Stillen sollte nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung in Betracht gezogen werden.
Seit wann gibt es nasales Mometason rezeptfrei?
Mometason wurde im Oktober 2016 aus der Verschreibungspflicht entlassen. Seitdem kann das Glucocorticoid zur symptomatischen nasalen Behandlung der saisonalen allergischen Rhinitis in der Selbstmedikation angewendet werden. Voraussetzung ist, dass ein Arzt die Erstdiagnose gestellt hat. Zudem ist die Anwendung auf Erwachsene und eine maximal zulässige Tagesdosis von 200 µg beschränkt.
Tipp für die Beratung
Alle nasalen Corticoide sind Suspensionen, die vor Gebrauch aufgeschüttelt werden müssen. Zudem muss das Spray vor der ersten Anwendung mehrmals in die Luft ausgelöst werden, bis ein Sprühnebel sichtbar wird. Vor jeder Anwendung sollte zunächst die Nase geputzt werden. Nach dem Entfernen der Schutzkappe führt man die Spitze der Sprühvorrichtung in ein Nasenloch ein und hält das andere mit einem Finger zu. Anschließend atmet man durch das freie Nasenloch langsam ein und löst gleichzeitig einen Sprühstoß aus. Dieser sollte nicht Richtung Nasenscheidewand, sondern Richtung Nasenmuschel gerichtet werden. Anschließend wird durch den Mund ausgeatmet.
Strukturformel Mometason / Foto: Wurglics