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Häufige Arzneistoffe

Steckbrief Lithium

Lithiumsalze helfen Patienten mit bipolaren Störungen als Stabilizer, nicht in manische Phasen zu geraten. Das therapeutische Fenster ist jedoch eng und die Dosiseinstellung schwierig, sodass die Therapie gemonitort werden muss.
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 11.08.2025  07:00 Uhr

Wogegen wird Lithium eingesetzt?

Lithiumsalze werden bereits seit den 1950er-Jahren in der Psychiatrie eingesetzt, vor allem als Stimmungsstabilisierer bei bipolaren Störungen, Psychosen und therapieresistenten Depressionen, sowohl zur akuten Behandlung als auch zur Prophylaxe erneuter Episoden. Gesichert ist auch eine Anwendung bei Clusterkopfschmerzen. In der Schweiz ist Lithium zudem zugelassen zur Behandlung einer schweren chronischen Aggressivität.

Aus Tierversuchen und Beobachtungsstudien gibt es Hinweise auf eine mögliche Wirkung von Lithium bei Demenzen. Es fehlen jedoch noch große prospektive Studien in dieser Indikation.

Wie wirkt Lithium?

Lithium ist ein chemisches Element. Das Alkalimetall trägt im Periodensystem die Nummer 3. Die Wirkung von Lithiumsalzen bei psychiatrischen Erkrankungen kommt möglichweise über eine Beeinflussung des Noradrenalin- oder Serotonin-Stoffwechsels zustande. Bis eine Wirkung spürbar ist, dauert es bei akuter Manie etwa fünf bis sieben Tage. Bei Depressionen ist mit einem vollen Behandlungserfolg teilweise sogar erst nach sechs bis zwölf Monaten kontinuierlicher Therapie zu rechnen.

Wie wird Lithium dosiert?

Lithium kann in Form verschiedener Salze vorliegen. Fertigarzneimittel wie Hypnorex® und Quilonum® enthalten Lithiumcarbonat. Hier beträgt die empfohlene Startdosis zur Prophylaxe von Episoden einer schweren Depression sowie zur Behandlung einer manischen Episode 6 bis 12 mmol Lithium pro Tag, bei akuter Depression und Clusterkopfschmerz sowie zur Prophylaxe der bipolaren affektiven Störung etwa 12 mmol Lithium pro Tag. Die Startdosis wird langsam gesteigert, bis ein Serumspiegel von 0,5 bis 1,2 mmol/l (Prophylaxe 0,5 bis 0,8 mmol/l) erreicht ist. Eine regelmäßige Kontrolle der Serumspiegel wird dringend empfohlen, bei älteren Patienten noch häufiger als bei jüngeren.

Es gibt schnell freisetzende und retardierte Formulierungen. Der Patient sollte seine Tabletten zu einer festgesetzten Zeit einnehmen, bei einmal täglicher Gabe bevorzugt abends. Eine Einnahme im Liegen ist zu vermeiden. Bei Umstellung auf ein anderes Präparat muss die Dosis neu eingestellt werden.

Welche Nebenwirkungen kann Lithium haben?

Zu Therapiebeginn kommt es mitunter zu feinschlägigem Tremor, häufigem Wasserlassen, starkem Durst, Schwindel, Muskelschwäche, Durchfall und Übelkeit, was mit der Zeit oder bei einer Verringerung der Dosis abklingen kann. Typisch ist eine dosisabhängige Gewichtszunahme. Auch bei therapeutischen Wirkspiegeln sind zahlreiche Nebenwirkungen möglich, die viele Organsysteme betreffen. Das Reaktionsvermögen kann beeinträchtigt sein.

Lithium hat nur eine geringe therapeutische Breite, sodass es schnell zu Intoxikationen kommen kann. Anzeichen hierfür sind etwa Faszikulationen (unregelmäßige und unwillkürliche Kontraktionen von Muskelfaserbündeln), Schwindel, Übelkeit/Erbrechen oder auch Schläfrigkeit und Apathie. Bei Auftreten dieser Symptome muss das Medikament sofort abgesetzt werden. Grundsätzlich sollte der Patient unter Lithiumtherapie auf eine ausreichende Versorgung mit Kochsalz und Flüssigkeit achten, vor allem bei Hitze und Diäten.

Welche Wechselwirkungen sind möglich?

Lithium darf nicht zusammen mit Dapoxetin (Risiko eines Serotonin-Syndroms) und Sertindol (Risiko für ventrikuläre Tachykardien) angewendet werden. Zu Neurotoxizität kann es unter anderem in Kombination mit Phenytoin, Carbamazepin, Methyldopa, Neuroleptika wie Haloperidol und Thioridazin, Antidepressiva (Trizyklika, MAO-Hemmer, SSRI, 5-HT-Agonisten) und Calciumkanalblockern wie Diltiazem und Verapamil kommen.

Metronidazol, NSAR, COX-2-Hemmer, ACE-Hemmer, Sartane, Thiazide, kaliumsparende Diuretika und Schleifendiuretika erhöhen den Lithiumspiegel. Dapagliflozin, Empagliflozin, Harnstoff, Xanthinderivate, alkalisierende Substanzen und osmotisch wirkende Diuretika sowie Azetazolamid senken den Lithiumspiegel.

Welche Gegenanzeigen gibt es?

Bei Nierenversagen, Herzinfarkt und ausgeprägter Hyponatriämie darf Lithium nicht angewendet werden. Zu den relativen Gegenanzeigen zählen unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenfunktionsstörungen, Psoriasis und Schilddrüsenunterfunktion.

Darf Lithium in Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden?

Während der Schwangerschaft ist Lithium absolut kontraindiziert. Patientinnen im gebärfähigen Alter müssen, wenn sie Lithium einnehmen, wirksam verhüten. Kommt es dennoch zu einer Schwangerschaft, kann die Behandlung fortgeführt werden, wenn es für die Patientin unbedingt erforderlich ist.

Laut Embryotox, dem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Berliner Charité, ist Lithium ein schwaches Teratogen. Die Einnahme in der Schwangerschaft kann Herzfehlbildungen und perinatale Komplikationen auslösen. In der Woche vor der Geburt soll Lithium daher runterdosiert und bei Einsetzen der Wehentätigkeit komplett abgesetzt werden. Das Neugeborene muss einige Tage überwacht werden.

Lithium geht in die Muttermilch über. In der Stillzeit sollte im Einzelfall über die Anwendung von Lithium entschieden und der Säugling gegebenenfalls genau beobachtet werden.

Lithium in der Selbstmedikation

In der Homöopathie werden verschiedene stark verdünnte Lithiumsalze zu diversen Zwecken eingesetzt. Es gibt auch Nahrungsergänzungsmittel mit Lithium. Diese enthalten niedrige Dosierungen von 1 bis 5 mg elementarem Lithium, meist als Lithiumorotat, dürfen aber laut Verbraucherzentrale weder in Deutschland noch in einem anderen EU-Mitgliedstaat verkauft werden. Propagiert werden die Mittel unter anderem als Neuroprotektiva sowie bei Long Covid und chronischer Erschöpfung. Eine klinische Wirksamkeit ist nicht belegt und auch in niedrigen Dosierungen sind Nebenwirkungen zu erwarten.

Limonade mit Lithium

Lithium war bis in die 1940er-Jahre in der Rezeptur des Erfrischungsgetränks »7 Up« enthalten. Der Name soll sich sogar auf das Atomgewicht von Lithium beziehen, das aufgerundet 7 beträgt.

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