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Arzneimittelsucht

Stammapotheke kann weiterhelfen

Beim niedersächsischen Apothekertag war die Abhängigkeit von Arzneimitteln Thema. Wichtig sei es, gefährdete Menschen diskret anzusprechen, sagt Kammerpräsidentin Magdalene Linz. Das können Versandapotheken nicht leisten.
PZ/dpa
11.03.2019  10:30 Uhr

Im Kampf gegen den oft unerkannten Medikamentenmissbrauch kommt Apothekern eine wichtige Rolle zu. «Die beste Chance hat man, wenn man ein vertrauensvolles Verhältnis zu seinen Kunden hat und auf sensible Art mit ihnen sprechen kann», sagte die Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, Magdalene Linz, der Deutschen Presse-Agentur.

Beim 10. niedersächsischen Apothekertag am Wochenende in Hannover war die Sucht nach Schlaf- und Schmerzmitteln eines der Vortragsthemen. In Deutschland gelten laut Apothekerkammer etwa 600.000 Menschen als abhängig von Opiaten, weitere 1,2 bis 1,5 Millionen als abhängig von Benzodiazepinen wie Diazepam (Valium® und andere). Nach Angaben der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände steht die Arzneimittelabhängigkeit damit bundesweit auf Platz zwei der Süchte – nach Tabak, aber noch vor Alkohol.

Medikamentenmissbrauch lasse sich meist nur bei Stammkunden erkennen, räumte Linz ein. Gerade im ländlichen Raum sei die Bindung zur Apotheke vor Ort jedoch sehr groß. 75 bis 80 Prozent der Kunden gehen der Kammerpräsidentin zufolge nur zu einer Apotheke. Bei dem heiklen Thema seien kommunikative Fähigkeiten gefragt. «Hier sollte es ausreichend spezielle Fortbildungen geben.» Apotheker könnten Abhängigkeiten zwar nicht therapieren. «Aber wir können Türöffner sein und auf Hilfsangebote hinweisen.»

Wenn Süchtige bei verschiedenen Online-Apotheken bestellten, falle dies niemandem auf, sagte Linz: «Man muss die Frage stellen, ob nicht der Versandhandel Medikamentenmissbrauch Vorschub leisten kann.» Aus ihrer Sicht sollten mehr Arzneimittel vom Online-Handel ausgeschlossen werden.

Beim Apothekertag beschäftigte sich der Suchtexperte Professor Dr. Anil Batra vom Uniklinikum Tübingen mit der iatrogenen Sucht, also der Abhängigkeit auf Rezept. Doch auch rezeptfreie Schlaf- und Schmerzmittel sowie Nasensprays können abhängig machen. Laut ABDA nehmen 5 bis 8 Prozent aller Kopfschmerz-Patienten Mittel in zu hoher Dosis. Diese könnten wiederum Kopfschmerzen auslösen, erklärte die Kammerpräsidentin. «Hier ist genauso wie bei den Nasensprays Aufklärung nötig. So ist es bei einer Abhängigkeit ratsam, zunächst auf niedriger dosierte Sprays für Kinder und dann auf Meersalz-Sprays umzustellen.»

Studien zufolge entwickeln Frauen über 40 Jahren besonders häufig Arzneimittelabhängigkeiten. Diese liegen vor, wenn die Einnahme einer bestimmten Menge an Schmerz-, Schlaf- oder Beruhigungsmitteln notwendig sei, um sich wohlzufühlen oder Belastungen zu bewältigen. Entzugssymptome können Zittern oder gar Halluzinationen sein. Mittel zum Schlafen oder Beruhigen einzunehmen, halten viele für harmlos. Nach einer Forsa-Umfrage wird der Missbrauch von Medikamenten von fast der Hälfte der Deutschen (43 Prozent) akzeptiert.

Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) sagte zur Eröffnung des Apothekertags, Apotheken seien eine wichtige Schnittstelle zwischen Ärzten und Patienten. Für die Menschen in den ländlichen Regionen habe die Apotheke eine ganz besondere Bedeutung. Deswegen setze sich die Landesregierung auch vor dem Hintergrund der derzeit auf Bundesebene geplanten Gesetzesänderungen dafür ein, diese Strukturen zu erhalten.

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