Sport ist die beste Medizin |
Bei akuten entzündlichen Prozessen – also geröteten heißen Gelenken etwa bei chronischer Polyarthritis – rät Wilke zu vorsichtiger Bewegung ohne große Belastung. Generell tue angemessenes Training aber auch Rheumapatienten gut, betont sie. Bewegungsübungen könnten helfen, die Gelenkfunktion, Muskelkraft und Alltagsbewältigung zu verbessern. Insbesondere könne Sport das Schmerzempfinden reduzieren: »Bewegungsreize vergrößern das Reizangebot für das Nervensystem. Dadurch verlagert sich der Fokus und die Schmerzwahrnehmung sinkt.«
Schmerzlinderung durch Sport? Für Menschen mit Fibromyalgie können regelmäßiges Ausdauertraining und Tai Chi hilfreich sein. / Foto: Getty Images/Kosamtu
Auch Menschen mit Fibromyalgie, einem nicht entzündlichen Muskelschmerz-Syndrom, profitieren von dieser Anhebung der Schmerzschwelle. Bei ihnen gelten regelmäßiges Ausdauertraining und Tai Chi als wirksamste Therapiemaßnahmen.
Darüber hinaus wirkt Bewegung chronischen Entzündungsreaktionen entgegen – nicht nur, aber auch bei rheumatoider Arthritis. Durch sportliche Aktivität sinkt langfristig der Serumspiegel an proinflammatorischen Markern wie CRP (C-reaktives Protein), Tumornekrosefaktor-alfa und -Interleukin-6. Unmittelbar nach einer hohen Belastung können diese Werte allerdings vorübergehend steigen.
Ähnlich differenziert reagiert das Immunsystem auf Sport. Hochintensive Trainingseinheiten schwächen es kurzfristig, doch nach einer Erholungsphase kehrt seine Leistungsfähigkeit zurück. Langfristig verbessert regelmäßige Bewegung die Immunfunktion: Die Zahl und Aktivität der B- und T-Zellen im Blut steigen, die Infektanfälligkeit sinkt. Besonders ausgeprägt scheint dieser Effekt zu sein, wenn das Training im Freien stattfindet.
Studien zeigen, dass die altersbedingte Schwächung der Abwehrkräfte (Immunseneszenz) bei sportlich aktiven Menschen deutlich langsamer abläuft als bei inaktiven (9). »Außerdem profitiert das Immunsystem vom verbesserten Stoffwechsel. Die Durchblutung peripherer Gebiete nimmt zu, Krankheitserreger werden schneller abtransportiert und die Regenerationsfähigkeit der Zellen steigt«, erläutert Wilke.
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Gesetzliche Krankenkassen beteiligen sich an den Kosten für einen Sportkurs, wenn der Anbieter bei der Zentralen Prüfstelle für Prävention zertifiziert ist. Erstattet werden in der Regel 80 bis 100 Prozent des Preises für bis zu zwei Kurse jährlich. Das gilt auch für Online-Angebote. Manche Krankenkassen bieten zusätzlich eigene Programme und Kurse an, an denen die Versicherten kostenfrei teilnehmen können.
Bei einigen Krankheitsbildern kann der Arzt darüber hinaus Rehasport verordnen, für den die Kasse die kompletten Kosten übernimmt: zum Beispiel bei Diabetes, Adipositas oder Rheuma sowie nach einem Schlaganfall, einem Bandscheibenvorfall oder einer Krebserkrankung.