So geht die Neurodermitis-Basispflege |
Diesem Circulus vitiosus gilt es, entgegenzuwirken. Eigentlich logisch: »Mit einer geeigneten Basistherapie haben wir die Möglichkeit, die Hautbarriere zu stabilisieren – und das am besten ab frühester Kindheit«, machte Staubach die Bedeutung der Pflege deutlich. Da das Atopierisiko mit der Anzahl der betroffenen Elternteile steigt, gehöre etwa die Hautpflege bei Kindern, bei denen beide Elternteile betroffen sind, »von Tag 1 an zum Pflichtprogramm«. Daneben sind Stillen, frühes Beifüttern, die Vermeidung von frühkindlichen RSV-Infektionen und möglichst wenige bis keine systemische Antibiotika erwiesene Prophylaxemaßnahmen.
Die Hautärztin, die zudem PTA ist und im Vorstand der Gesellschaft für Dermopharmazie aktiv ist, weiß: »Basistherapeutika sollten immer fettend, hydratisierend und filmbildend sein. Und zwar nie einzeln, sondern alles in einem Präparat.« Als Lipidkomponente empfiehlt sie Phospholipide, Ceramide oder Ceramid-Derivate, etwa aus Jojoba-, Weizenkeim-, Traubenkern- oder Nachtkerzensamenöl. Sie stärken den Wiederaufbau der epidermalen Hautbarriere. Ceramide fungieren überdies als interzelluläre Kittsubstanzen.
Zusätzlich sollten die Zubereitungen eine gute Portion an Feuchthaltefaktoren enthalten, allen voran Harnstoff, Milchsäure, Glycerol, Pyrrolidoncarbonsäure oder Hyaluronsäure, um die Restfeuchte an epidermalem Wasser in der Haut zurückzuhalten und zu erhöhen. In der Säuglings- und Kleinkindpflege sei man mit Glycerol-haltigen Topika auf der sicheren Seite, so Staubach. Urea-Nebenwirkungen wie Hautirritationen, Rötungen und Brennen träten bei den Kleinen besonders häufig auf. Zudem legt die Dermopharmazie-Expertin besonderen Wert auf eine filmbildende Komponente in der Pflegerezeptur, also etwa Vaseline, Paraffinum liquidum, Cera microcristallina, Dimethicon, Polysiloxan oder die genannten Lipide. Nur so könne ein dünner, gut spreitender hydrophober Film auf der Hautoberfläche den transepidermalen Wasserverlust begrenzen.
Bezüglich der Grundlage ist Folgendes zu beachten: Während akut entzündete Haut mit nässenden Ekzemen nach wasserhaltiger Pflege verlangt ( »feucht auf feucht«), braucht trockene, nicht entzündete Haut lipophile Grundlagen ( »fett auf trocken«). Je akuter das Ekzem, also je röter die Haut, desto höher sollte der Wassergehalt der Grundlage sein, je trockener die Haut, desto lipophiler sollte die Grundlage ausfallen. Die Grundlage der Basistherapie richtet sich aber auch nach der Jahreszeit und den individuellen Vorlieben der Patienten. Oberster Grundsatz eines geeigneten Präparates ist deshalb laut Staubach: »Die Formulierung muss dem Patienten von der Haptik her angenehm sein.« Ihr Tipp: Bei einem Vorabtest in der Offizin solle der Betroffene nicht nur mit der Fingerbeere testen, sondern die Zubereitung großflächiger auf dem Handrücken verteilen.