Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Viel hilft viel

So geht die Neurodermitis-Basispflege

Eine konsequente Basispflege bessert das Hautbild einer Neurodermitis, lindert den Juckreiz und reduziert die Anzahl akuter Schübe. Welche Formulierungen – und wie viel davon – am besten geeignet sind, erklärte Professorin Dr. Petra Staubach von der Hautklinik der Universität Mainz.
AutorKontaktElke Wolf
Datum 23.05.2023  09:00 Uhr

Patienten mit atopischer Dermatitis versorgen ihre Haut am besten zweimal täglich mit geeigneten Pflegepräparaten - und das auch in den schubfreien Intervallen und/oder während einer eventuellen Biologika-Therapie, betonte die Dermatologin bei einer Fortbildungsveranstaltung der Landesapothekerkammer Hessen. »Rechnet man die benötigte Basistherapie auf den Monatsbedarf eines Erwachsenen hoch, so wird rund 1 Kilogramm pro Monat für die Ganzkörperpflege benötigt. Das ist nicht unerheblich«, machte Staubach auf die große Bedarfsmenge aufmerksam. Apotheken könnten darüber aufklären, dass Ärzte wirkstofffreie Präparate zur Basispflege bei Neurodermitis bis zum 12. Lebensjahr des Kindes zulasten der GKV verordnen können.

Diese auch als »Emollients plus« bezeichneten Basistherapeutika enthalten Zusätze von Wirksubstanzen, deren Wirksamkeit speziell bei atopischer Dermatitis nachgewiesen wurde. Da sie aber nicht für arzneiliche Zwecke verwendet werden, sind sie als Medizinprodukte oder Dermokosmetika auf dem Markt. Wirkstoffe sind etwa Bakterienlysate, Licochalcone oder Junghaferextrakt (siehe Kasten).

Während ihres Vortrags schilderte Staubach das multimodale Krankheitsbild der atopischen Dermatitis. Diese entsteht auf dem Boden einer genetischen Veranlagung und wird als Hautbarrierestörung mit einem veränderten Mikrobiom und fehlgeleiteten Immunreaktionen verstanden. Durch die defekte Hautbarriere ist der transepidermale Wasserverlust erhöht, die Haut wird trocken, spröde, schuppig und rau. Die Talgdrüsen produzieren nur wenig Talg, so dass sich kein flächendeckender Fettfilm über die Haut ziehen kann. Außerdem fehlt ihr ein effektives Wasserspeichersystem, von Geburt an mangelt es an natürlichen Feuchthaltefaktoren. Und auch der Zellkitt, der den Raum zwischen den Hornzellen abdichtet, hat eine veränderte Zusammensetzung. Juckreiz und Aufkratzen reizen die Haut fortlaufend und erhöhen die Infektionsgefahr durch bakterielle Besiedelung.

Pflege von Tag 1 an

Diesem Circulus vitiosus gilt es, entgegenzuwirken. Eigentlich logisch: »Mit einer geeigneten Basistherapie haben wir die Möglichkeit, die Hautbarriere zu stabilisieren – und das am besten ab frühester Kindheit«, machte Staubach die Bedeutung der Pflege deutlich. Da das Atopierisiko mit der Anzahl der betroffenen Elternteile steigt, gehöre etwa die Hautpflege bei Kindern, bei denen beide Elternteile betroffen sind, »von Tag 1 an zum Pflichtprogramm«. Daneben sind Stillen, frühes Beifüttern, die Vermeidung von frühkindlichen RSV-Infektionen und möglichst wenige bis keine systemische Antibiotika erwiesene Prophylaxemaßnahmen.

Die Hautärztin, die zudem PTA ist und im Vorstand der Gesellschaft für Dermopharmazie aktiv ist, weiß: »Basistherapeutika sollten immer fettend, hydratisierend und filmbildend sein. Und zwar nie einzeln, sondern alles in einem Präparat.« Als Lipidkomponente empfiehlt sie Phospholipide, Ceramide oder Ceramid-Derivate, etwa aus Jojoba-, Weizenkeim-, Traubenkern- oder Nachtkerzensamenöl. Sie stärken den Wiederaufbau der epidermalen Hautbarriere. Ceramide fungieren überdies als interzelluläre Kittsubstanzen.

Zusätzlich sollten die Zubereitungen eine gute Portion an Feuchthaltefaktoren enthalten, allen voran Harnstoff, Milchsäure, Glycerol, Pyrrolidoncarbonsäure oder Hyaluronsäure, um die Restfeuchte an epidermalem Wasser in der Haut zurückzuhalten und zu erhöhen. In der Säuglings- und Kleinkindpflege sei man mit Glycerol-haltigen Topika auf der sicheren Seite, so Staubach. Urea-Nebenwirkungen wie Hautirritationen, Rötungen und Brennen träten bei den Kleinen besonders häufig auf. Zudem legt die Dermopharmazie-Expertin besonderen Wert auf eine filmbildende Komponente in der Pflegerezeptur, also etwa Vaseline, Paraffinum liquidum, Cera microcristallina, Dimethicon, Polysiloxan oder die genannten Lipide. Nur so könne ein dünner, gut spreitender hydrophober Film auf der Hautoberfläche den transepidermalen Wasserverlust begrenzen.

Bezüglich der Grundlage ist Folgendes zu beachten: Während akut entzündete Haut mit nässenden Ekzemen nach wasserhaltiger Pflege verlangt ( »feucht auf feucht«), braucht trockene, nicht entzündete Haut lipophile Grundlagen ( »fett auf trocken«). Je akuter das Ekzem, also je röter die Haut, desto höher sollte der Wassergehalt der Grundlage sein, je trockener die Haut, desto lipophiler sollte die Grundlage ausfallen. Die Grundlage der Basistherapie richtet sich aber auch nach der Jahreszeit und den individuellen Vorlieben der Patienten. Oberster Grundsatz eines geeigneten Präparates ist deshalb laut Staubach: »Die Formulierung muss dem Patienten von der Haptik her angenehm sein.« Ihr Tipp: Bei einem Vorabtest in der Offizin solle der Betroffene nicht nur mit der Fingerbeere testen, sondern die Zubereitung großflächiger auf dem Handrücken verteilen.

Therapie im Schub

Für den akuten Krankheitsschub stellte Staubach die topischen Glucocorticoide wie Prednicarbat, Mometasonfuroat oder Methylprednisolonaceponat sowie die Calcineurininhibitoren Pimecrolimus und Tacrolimus als die optimalen Therapieoptionen vor. Während die Ersten in der Regel einmal täglich aufgetragen werden, kommen die Letzteren zweimal am Tag auf die Haut. »Ziel ist es, von einer im Schub anfänglich täglichen Therapie langfristig nach Abklingen der Symptome auf eine proaktive Anwendung von zweimal wöchentlich umzustellen, um so die Schubhäufigkeit plus -stärke runterzufahren«, erläuterte die Dermatologin.

Bahnt sich eine Superinfektion den Weg – »was gerade bei Neurodermitis durch das vermehrte Auftreten von Staphylococcus aureus durch das veränderte Hautmilieu häufig ist« –, kommen additiv Antiseptika zum Einsatz; Antibiotika sind aufgrund einer erhöhten Resistenzbildungsgefahr obsolet. Laut Staubach habe sich der kurzzeitige Einsatz von Antiseptika wie Chlorhexidingluconat, Octenidinhydrochlorid oder Polihexanid bewährt, und das bereits ab Säuglings- und Kleinkindalter. Der Einsatz sollte aber begrenzt sein. Auch Kombinationstherapien wie Hyrophile Prednicarbat-Creme 0,08/0,15/0,25 % mit Octenidinhydrochlorid 0,1 % NRF 11.145 sind möglich. Alternativ könnten Antiseptika separat etwa als alkoholfreies Pumpspray auf die Haut aufgebracht werden und anschließend zum Beispiel das topische Corticosteroid, so Staubach. Bewährt habe sich zudem das antiseptisch wirkende Ammoniumbituminosulfonat (Schieferöl), ebenfalls bereits ab dem Säuglingsalter einsetzbar. Es werde vorwiegend in Gel- oder Zink-haltigen Grundlagen eingearbeitet.

Den Juckreiz zu behandeln, sei nicht ganz so einfach, »da er verschiedene Ursachen hat«. Staubach: »Topische oder orale Antihistaminika sind jedenfalls nur wenig hilfreich.« Sie rät zu topischen Lokalanästhetika wie Polidocanol auch auf nicht betroffenen Hautregionen. Durch die Kombination von Polidocanol mit harnstoffhaltigen Zubereitungen könne der Pruritus signifikant reduziert werden.

 

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa