So behandeln Sie Haarausfall richtig |
Daniela Hüttemann |
23.05.2020 09:00 Uhr |
Als dritte Form der Alopezie gibt es den kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata). Dabei bilden sich runde, scharf begrenzte kahle Stellen. Vermutlich liegt dem eine Autoimmunreaktion zugrunde, die durch Stress, Infektionen, Medikamente oder andere Faktoren getriggert werden kann. Der Haarfollikel wird nicht zerstört, sondern nur die Faserbildung unterdrückt, daher besteht die Chance auf eine Remission. Bei bis zu jedem zweiten Betroffenen wachsen die Haare innerhalb eines Jahres nach. Doch etwa bei einem Drittel ist der Haarverlust dauerhaft. Dabei gilt: Je ausgeprägter die Symptomatik und je länger die Krankheitsdauer, desto schlechter die Heilungschancen.
Eine gut untersuchte und gut wirksame Therapie gibt es nicht. Bei leichteren Formen wird zunächst topisch behandelt, bei rasch progredienten Formen kommen systemische Therapien infrage. Mit an erster Stelle stehen in beiden Fällen Glucocorticoide, topisch zum Beispiel Prednicarbat (wie Dermatop® Lösung), Mometasonfuroat (wie Ecural® Lösung) oder Triamcinolonacetonid (wie Volon® A Tinktur). Unterstützend bekommen die Patienten oft hoch dosiertes orales Zink, das immunmodulierend wirken soll.
Wichtigste Alternative zu den Glucocorticoiden sind die sogenannten Kontaktsensibilisatoren zur Immunmodulation. Dazu zählen Diphenylcyclopropenon (DPCP) und Quadratsäuredibutylester (SADBE). Dabei gibt es keine Fertigarzneimittel, der Arzt verordnet Rezepturen. Das DAC/NRF enthält einen entsprechenden Rezepturhinweis und zwei Rezepturen. Auch eine Therapie mit Minoxidil kann versucht werden.
Weitere wenig untersuchte Optionen, meist off label, sind die topische Anwendung von Calcineurin-Inhibitoren wie Pimecrolimus, Imiquimod, unspezifische Hautirritanzien wie Dithranol und Benzylnicotinat. Systemisch verordnet werden auch Immuntherapeutika, bekannt vor allem aus der Rheumatherapie, zum Beispiel Dapson, Ciclosporin A oder Methotrexat.
Zu jedem Beratungsgespräch gehört auf jeden Fall der Hinweis, dass es aufgrund der Wachstumsdauer mindestens drei bis sechs Monate dauert, bis ein Therapieeffekt sichtbar wird. Die Betroffenen brauchen viel Zuspruch und Geduld. Zudem sollte eine gute Pflege selbstverständlich sein, dabei aber niemals übertreiben. Zwar gibt es keine klinische Evidenz, aber Shampoos mit Coffein oder Baikal-Helmkraut-Wurzelextrakt, Soja- und Weizenkeimextrakten sind einen Versuch wert. Zumindest können solche Präparate Frauen das Gefühl geben, ihr Haarproblem selbst in die Hand zu nehmen.