Finasterid zum Sprühen statt zum Schlucken |
Sven Siebenand |
01.02.2023 12:30 Uhr |
Ursache der androgenetischen Alopezie ist oft eine Überempfindlichkeit der Haarwurzeln gegenüber Dihydrotestosteron. / Foto: Shutterstock/andres barrionuevo lopez
Viele Männer sind von androgenetischer Alopezie betroffen. Ursache ist eine Überempfindlichkeit der Haarwurzeln gegenüber Dihydrotestosteron (DHT), dem biologisch aktiven Metabolit von Testosteron, oder eine zu hohe DHT-Konzentration. Dies führt zu einer verkürzten Wachstumsphase der Haare, einer Unterversorgung und Verkleinerung der Haarfollikel und damit zum Ausdünnen der Haare. Das Enzym 5α-Reduktase katalysiert die Umwandlung von Testosteron zu DHT. Seit vielen Jahren ist der 5α-Reduktase-Hemmer Finasterid unter anderem zur Behandlung der androgenetischen Alopezie bei Männern zugelassen (nicht für Frauen). Bislang gab es aber nur Fertigarzneimittel für die orale Therapie.
Mit Fynzur® ist nun auch ein Finasterid-Spray zur Anwendung auf der Haut auf dem deutschen Markt verfügbar. Zugelassen ist es zur Behandlung von Männern im Alter von 18 bis 41 Jahren mit leichter bis mäßiger androgenetischer Alopezie, um den Haarwuchs zu steigern und weiterem Haarausfall vorzubeugen. Bei jedem Sprühstoß werden 50 µl Lösung abgegeben, die 114 µg Finasterid enthalten. Der Wirkstoff wirkt lokal und direkt auf das Zentrum der Haarzwiebel. Durch Hemmung der 5α-Reduktase sinkt die DHT-Konzentration auf der Kopfhaut.
Fynzur® enthält pro Sprühstoß 114 µg Finasterid. / Foto: Laboratoires Bailleul
Das Spray sollte einmal täglich auf kahle Stellen der Kopfhaut appliziert werden. Das Haar und die Kopfhaut sollten vor der Anwendung völlig trocken sein. Je nach Größe der kahlen Stellen können ein bis vier sich nicht überlappende Sprühstöße angewendet werden. Die Packung des Arzneimittels enthält zwei separate Komponenten: eine Flasche mit Dosierpumpe und einen Konus. Diese Komponenten müssen vor der ersten Anwendung zusammengesetzt werden.
In einer multizentrischen, doppelblinden und randomisierten Studie bei Erwachsenen mit androgenetischer Alopezie wurde das Spray mit Placebo und oralem Finasterid über 24 Wochen verglichen. Primärer Endpunkt war die Veränderung der Haaranzahl gegenüber dem Ausgangswert in einem definierten und im Fall des Sprays behandelten Areal. Das Ergebnis nach 24 Wochen: Topisch appliziertes Finasterid war signifikant wirksamer als Placebo (20,2 versus 6,7 Haare) und ähnlich wirksam wie orales Finasterid (21,1 Haare). Bereits nach zwölfwöchiger Behandlung zeigten sich statistisch signifikante Veränderungen gegenüber dem Ausgangswert im Vergleich zum Placebo-Spray. Die Lokaltherapie mit Finasterid war mit einer deutlich geringeren systemischen Exposition gegenüber Finasterid und geringeren Auswirkungen auf die DHT-Konzentrationen im Serum im Vergleich zu oralem Finasterid verbunden, so das nicht allzu überraschende Fazit der Studienautoren im »Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology«.
Die häufigsten Nebenwirkungen des Sprays waren Juckreiz, Erythem sowie Libidoverringerung beziehungsweise -verlust. Letztere traten im Vergleich zu oralem Finasterid aber deutlich seltener auf.