Selbstmedikation bei Durchfall |
Carolin Lang |
29.10.2021 09:00 Uhr |
Bei Durchfall verliert der Betroffene Flüssigkeit und Elektrolyte. Deren Ersatz steht bei der Therapie an erster Stelle. Vor allem bei kleinen Kindern, alten Menschen sowie bei starkem Durchfall, besonders in heißen Klimaregionen, ist die orale Rehydratationstherapie mittels Glucose-Elektrolyt-Lösung ratsam. Diese macht sich zunutze, dass der Natrium-Glucose-Cotransporter im Dünndarmepithel bei akuter Diarrhö meist intakt ist, sodass die Aufnahme von Natriumionen und Glucose sekundär zur Resorption von Wasser und Elektrolyten führt.
Entsprechende Präparate stehen als Pulver zum Auflösen in Wasser zur Verfügung. Die jeweils vorgegebene Menge Wasser ist dabei stets einzuhalten. Vorsicht bei Patienten mit Nieren- und Herzinsuffizienz: Sie sollten vor der Einnahme ärztlichen Rat einholen. Diabetiker müssen die enthaltene Glucose berücksichtigen.
In Ergänzung zur Rehydratationstherapie steht bei unkomplizierten Durchfallerkrankungen der Motilitäts-Hemmer Loperamid ab zwölf Jahren im Bereich der Selbstmedikation zur Verfügung, zum Beispiel als (Schmelz-)Tablette oder Hartkapsel. Die Dosierung ist altersabhängig. Der Arzneistoff zeichnet sich durch einen raschen Wirkeintritt aus. Als Substrat des P-Glykoproteins sowie von CYP3A4 und CYP2C8 sind mögliche Arzneimittelwechselwirkungen zu beachten. Ohne ärztliche Untersuchung darf der Wirkstoff nicht länger als zwei Tage eingenommen werden.
Durchfall– diarrhea | Schleim– mucus | Fieber– fever | dehydrieren– to dehydrate | kolikartige Schmerzen– colicky pain | Säugling– infant | Kleinkind– toddler | Tropenerkrankung– tropical disease | arzneimittelinduziert– drug-induced | Rehydratation– rehydration | Stuhl– stool | Probiotika– probiotics | Prophylaxe– prevention | Darmbewegung– intestinal movement | antisekretorisch– anti-secretory | adsorbieren– to adsorb | adstringieren– to astringent
Unter anderem bei Fieber, Blut im Stuhl sowie Durchfall während oder nach einer Antibiotikatherapie ist Loperamid kontraindiziert. Gleiches gilt für den Enkephalinase-Hemmer Racecadotril. Nach peroraler Einnahme wird der Arzneistoff rasch resorbiert und zum aktiven Metaboliten Thiorphan. Racecadotril wirkt antisekretorisch und im Gegensatz zu Loperamid nicht motilitätshemmend. In der Selbstmedikation ist es für Erwachsene in Form von Hartkapseln verfügbar. Die Therapie beginnt unabhängig von der Tageszeit mit zwei Hartkapseln zu jeweils 100mg. Vor den folgenden Hauptmahlzeiten soll jeweils eine weitere Kapsel eingenommen werden, maximal aber vier Kapseln pro Tag. Ab Tag zwei der Behandlung gilt: Eine Kapsel dreimal täglich vor den Hauptmahlzeiten einnehmen. Die Behandlung sollte fortgesetzt werden, solange der Stuhl ungeformt ist, aber drei Tage nicht überschreiten. In einem Konsensuspapier zur Therapie der akuten Reisediarrhö (DOI:10.1007/s15006-017-9293-2) empfehlen die Autoren Racecadotril als Mittel der Wahl.