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Cabotegravir-Injektion

Schutz vor HIV-Infektion offenbar nur lückenhaft

Die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) der HIV-Infektion mit der sogenannten Zwei-Monatsspritze kann neuen Daten zufolge Ansteckungen nicht immer verhindern. Problematisch ist, dass diese dann zunächst unerkannt bleiben – und resistent werden.
Annette Rößler
16.03.2021  09:00 Uhr

Alle paar Wochen spritzen statt täglich Tabletten einnehmen: Der Integrase-Hemmer Cabotegravir erfüllt den Wunsch vieler pillenmüder HIV-Patienten nach einer Veränderung der antiretroviralen Therapie. Als Vocabria® (ViiV Healthcare) ist er mittlerweile in der EU zugelassen, indiziert zur Behandlung von Erwachsenen mit HIV-1-Infektionen, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Dabei soll Vocabria alle vier Wochen gegeben und stets mit dem ebenfalls in diesem Rhythmus zu injizierenden nicht nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Hemmer Rilpivirin (Rekambys®, Janssen-Cilag) kombiniert werden.

Darüber hinaus wird Cabotegravir auch auf seine Eignung als PrEP getestet. In dieser Indikation ist zurzeit bekanntlich nur die Fixkombination aus Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil (Truvada® und Generika) zugelassen – als Tablette, die täglich eingenommen werden muss. Hier käme der Vorteil der selteneren Applikation von Vocabria voll zum Tragen, zumal die Injektion bei der PrEP nur alle zwei Monate erfolgt. Zudem muss Cabotegravir bei der prophylaktischen Gabe nicht mit Rilpivirin kombiniert werden.

Mittlerweile bestätigen Studienergebnisse, dass die PrEP mit Cabotegravir funktioniert, und zwar sogar besser als mit Truvada. Das zeigte die randomisierte Doppelblindstudie HPTN083 mit rund 4600 Männern oder Transfrauen, die jeweils Sex mit Männern haben, in den USA, mehreren Ländern Südamerikas, Südafrika, Thailand und Vietnam und eine weitere Studie mit demselben Design (HPTN084), an der rund 3200 sexuell aktive junge Frauen aus dem südlichen und östlichen Afrika teilnahmen. Beide Studien wurden vorzeitig abgebrochen und entblindet, weil es in der Truvada-Gruppe zu mehr HIV-Infektionen gekommen war als in der Cabotegravir-Gruppe.

Nachbeobachtung findet HIV-Infektionen

Die Chancen für Cabotegravir, bald die zweite zugelassene PrEP zu werden, stehen also gut – so sah es zumindest bis vor Kurzem aus. Jetzt stellte der HIV-Forscher Professor Dr. Raphael Landovitz von der University of California in Los Angeles bei einer Online-Fachkonferenz am 9. März aber Daten vor, die das positive Bild trüben. Darüber berichtet »Nature News« in einem aktuellen Beitrag.

Demnach ergaben erneute Bluttests im Rahmen der Nachbeobachtung der Teilnehmer der HPTN083-Studie, dass sich vier Teilnehmer unter Cabotegravir-PrEP mit HIV infiziert hatten. Mit einer besonders empfindlichen Testmethode ließ sich ermitteln, dass die Infektionen beim ersten Nachweis mit den Standard-HIV-Tests, die in der Studie regelmäßig jeden Monat erfolgten, bereits 6 bis 16 Monate zurücklagen. Damit nicht genug: Die nachgewiesenen HIV-Stämme waren zudem resistent gegen Cabotegravir und andere Integrase-Hemmer.

Landovitz glaubt, dass Cabotegravir die Virusvermehrung so stark unterdrückte, dass die Viruslast unter der Nachweisgrenze der normalen Tests blieb. Das änderte sich jedoch, als der Erreger resistent gegen den Wirkstoff wurde: Die Viruslast stieg an und die Infektion wurde erkannt. In Studien zur Wirksamkeit der HIV-PrEP müssten daher dringend sensiblere Testsysteme zum Einsatz kommen als die Standard-Tests, empfiehlt Landovitz.

Konsequenzen für die Forschung

Ob diese neuen Erkenntnisse die Aussichten auf eine baldige Zulassung von Cabotegravir als PrEP zunichtemachen, bleibt abzuwarten. Sie dürften aber auch andere Hersteller interessieren, die derzeit an neuen PrEP-Medikamenten forschen. Hierzu gehört MSD, das mit Islatravir den ersten Vertreter der neuen Wirkstoffklasse nukleosidische Reverse-Transkriptase-Translokations-Inhibitoren (NRTTI) im Rennen hat.

Islatravir soll in zwei Darreichungsformen untersucht werden: als einmal monatlich einzunehmende Tablette und als streichholzgroßes Implantat im Oberarm. Letzteres könnte drei Monate oder sogar ein ganzes Jahr lang vor einer HIV-Infektion schützen. Laut »Nature News« sollen Blutproben der Teilnehmer der entsprechenden Studien auf resistente HIV-Stämme untersucht werden.

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