Schützt Abatacept vor rheumatoider Arthritis? |
Laura Rudolph |
21.02.2024 12:30 Uhr |
Erste Anzeichen einer rheumatoiden Arthritis sind meist warme, geschwollene oder gerötete Gelenke. Typischerweise ist eine Symmetrie erkennbar, beispielsweise können beide Daumen betroffen sein. / Foto: Getty Images/eclipse_images
Bei rheumatoider Arthritis (RA) greifen Autoantikörper die Gelenkinnenhäute an, meist beginnend an Fingern und Zehen. Neben Schmerzen und Schwellungen können sich die Gelenke im späteren Verlauf stark verformen. Bereits im präklinischen Stadium, bevor Symptome auftreten, lassen sich im Blut RA-spezifische Antikörper gegen zyklisch citrullinierte Peptide (Anti-CCP-Ak) nachweisen, deren Konzentration mit der Krankheitsschwere korreliert. Bei Gesunden sind sie normalerweise nicht vorhanden.
Patienten mit einem positiven Test auf Anti-CCP-Ak haben ein hohes Risiko, in naher Zukunft eine manifeste RA zu entwickeln. Davor schützen könnte sie möglicherweise eine sechsmonatige Behandlung mit dem immunsupprimierenden RA-Therapeutikum Abatacept, wie die aktuelle ARIAA-Studie von Forschenden des Uniklinikums Erlangen nahelegt. Die Ergebnisse sind kürzlich im Fachjournal »The Lancet« erschienen.
Demnach reduzierte der Wirkstoff das Erkrankungsrisiko bei Hochrisikopatienten um 86 Prozent im Vergleich zu Placebo. Abatacept wird in Kombination mit Methotrexat zur Behandlung der RA bei Erwachsenen eingesetzt, wenn frühere Therapien nicht ausreichend wirksam waren. Der Wirkstoff blockiert die Aktivierung von T-Lymphozyten, die für die Gelenkentzündungen verantwortlich sind.
In die doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Studie schloss das Forschungsteam um Dr. Jürgen Rech 100 Erwachsene mit positivem Anti-CCP-Ak-Test ein, die neben Gelenkschmerzen ohne Schwellung auch subklinische Anzeichen einer Entzündung in der Bildgebung (Hand-MRT) zeigten.
Die Teilnehmenden wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert und erhielten über sechs Monate einmal wöchentlich subkutan 125 mg Abatacept oder Placebo. Beide Gruppen durchliefen anschließend eine doppelblinde, medikamentenfreie Beobachtungsphase von zwölf Monaten. Der primäre Endpunkt war der Anteil der Teilnehmenden, bei denen sich nach sechs Monaten im MRT Verbesserungen der entzündlichen Läsionen zeigten.
Nach sechs Monaten hatten sich die subklinischen Entzündungen bei 57 Prozent der Teilnehmenden in der Abatacept-Gruppe und bei 31 Prozent in der Placebo-Gruppe verbessert. Vier Teilnehmende in der Abatacept-Gruppe (8 Prozent) und 17 in der Placebo-Gruppe (35 Prozent) hatten eine RA entwickelt. Damit sank das Risiko, eine rheumatoider Arthritis zu entwickeln, in der Verumgruppe um 86 Prozent im Vergleich zur Placebo-Gruppe (Hazard Ratio 0,14).
Die positiven Effekte der Abatacept-Behandlung hielten über die 18-monatige Nachbeobachtungsphase an. In der Abatacept-Gruppe entwickelten weniger Patienten schwere unerwünschte Ereignisse als in der Placebo-Gruppe (vier versus sieben Patienten). Es traten keine Todesfälle während der Studie auf.
»Durch diese Studie eröffnen sich für Menschen, die in ihren Blutuntersuchungen einen positiven Test auf Antikörper gegen CCP aufweisen, neue Möglichkeiten, den Ausbruch einer rheumatoiden Arthritis zu verhindern«, schlussfolgert Professor Dr. Georg Schett, Co-Sprecher vom Deutschen Zentrum Immuntherapie.
Abatacept könnte prophylaktisch bei Risikopatienten wirken, wenn bereits subklinische entzündliche Veränderungen in den Gelenken nachweisbar sind. Um die Beobachtung zu bestätigen, seien jedoch weitere Studien mit größeren Patientenzahlen notwendig.