Schnupperkurs Apotheke |
Sven Siebenand |
29.10.2018 12:10 Uhr |
So funktioniert Apotheke: Zwei Medizinstudentinnen lernten in der Sonnen-Apotheke Magdeburg das Leben aus der Perspektive hinter dem HV-Tisch kennen.
Im Querschnittsbereich »Medizin des Alterns und des alten Menschen«, koordiniert vom Institut für Allgemeinmedizin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, kooperiert das Institut mit verschiedenen Trägern der ambulanten Versorgung, so auch mit der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt. Dr. Lars-Alexander Mohrenweiser ist Vizepräsident der Apothekerkammer und organisiert insgesamt elf Besuche von jeweils zwei Studenten in drei Magdeburger Apotheken. Vergangene Woche begrüßte der Inhaber der Sonnen-Apotheke in Magdeburg die Studentinnen Carolin Riemenschneider und Susanne Lübke in seiner Offizin.
»Versuchen Sie, sich Augentropfen ins Auge zu tropfen, ohne dass etwas daneben geht. Flaschen lassen sich durch den Sicherheitsverschluss nur sehr schwer öffnen. Und nun stellen Sie sich vor, Sie sehen nicht mehr richtig und Ihre Hände sind steif. Da fällt es einem wirklich schwer, diese Dinge zu tun.« Mit diesen Beispielen schärfte Mohrenweiser bei den angehenden Ärztinnen den Blick für Probleme, die alte Menschen hinsichtlich einer richtigen Arzneimitteleinnahme begleiten.
Der Apotheker zeigte auch auf, welche Probleme eine Tablettentherapie mit sich bringen kann. »Nicht alle Tabletten eignen sich dazu, geteilt zu werden. MItunter sind die Wirkstoffe nicht gleichmäßig in der Tablette verteilt oder beim Teilen zerbröseln die Tabletten. Da wäre es einfacher, die Ärzte verordneten gleich die notwendige Wirkstoffstärke. Dann kann da nichts schief gehen.« Mit Blick auf die Rezeptur empfiehlt er eine enge Kooperation von Ärzten und Apothekern. Die Apothekenmitarbeiter haben in der Herstellung die notwendigen Erfahrungen und können in Absprache mit dem Arzt die Rezeptur so verändern, dass sie optimal auf den Patienten abgestimmt wird.
»Für mich war es sehr interessant, mal hinter die Kulissen der Apotheke zu blicken. Bisher kannte ich sie nur als Patient. Speziell die Probleme, die alte Menschen mit verordneten Arzneimitteln haben, waren bisher nicht so sehr im Fokus der Ausbildung. Darum war dieser Besuch sehr hilfreich«, sagt Lübke. Riemenschneider, die später gern als Allgemeinmedizinerin arbeiten möchte, konnte viele neue Aspekte für ihr weiteres Studium mitnehmen. »Ich finde es gut, den Arbeitsalltag eines Apothekers kennenzulernen. Denn im Berufsleben werden wir doch zahlreiche Schnittmengen haben. Und da hilft dieser Blick hinter die Kulissen, gerade mit dem Augenmerk auf ältere Patienten. Diese bedürfen einer besonderen Hingabe und Zuwendung. Und da erhält ein Apotheker schneller eine Rückkopplung, wenn etwas mit den verschriebenen Arzneimitteln nicht stimmt.«
Mohrenweiser unterstrich: »Wir greifen nicht in die Therapiehoheit der Ärzte ein. Aber gerade bei älteren Menschen oder auch bei Patienten, die viele unterschiedliche Medikamente einnehmen müssen, ist eine enge Verzahnung von medizinischem und pharmazeutischem Wissen im Sinne des Patientenwohls sehr hilfreich.« Ein erster Pflock einer künftigen engen Verzahnung wurde mit dem studentischen Besuch eingeschlagen.
Foto: Katrin Pohl