Säureblocker begünstigen Migräne und schwere Kopfschmerzen |
Daniela Hüttemann |
07.05.2024 07:00 Uhr |
Menschen, die PPI einnehmen, hatten in der Auswertung ein um 70 Prozent höheres Migränerisiko als Menschen, die keine säurereduzierenden Medikamente einnahmen. / Foto: Adobe Stock/Graphicroyalty
Das Studienteam um Dr. Margaret Slavin von der University of Maryland wertete dafür die Daten von 11.818 Teilnehmenden des National Health and Nutrition Examination Surveys aus, allerdings ein etwas älteres Datenset aus den Jahren 1999 bis 2004. Es wurde unter anderem nach dem Gebrauch von säurehemmenden Medikamenten (insgesamt 2340 Personen) und dem Auftreten von Migräne oder anderen schweren Kopfschmerzen in den vergangenen drei Monaten gefragt. Zudem wurde evaluiert, wie viel Magnesium die Teilnehmenden täglich einnahmen.
In der Gruppe, die einen PPI wie Omeprazol oder ein H2-Antihistaminikum wie Cimetidin oder Famotidin einnahm, berichteten 25 Prozent von Migräne und schweren Kopfschmerzen; in der Antazida-Gruppe 22 Prozent. In der Vergleichsgruppe ohne jeglichen Säureblocker waren es knapp 20 Prozent, berichtet die Gruppe von der Universität Maryland im Fachjournal »Neurology Clinical Practice«.
Unter Berücksichtigung anderer Faktoren, die sich auf das Migränerisiko auswirken könnten, wie Alter, Geschlecht, Koffein- und Alkoholkonsum, stellten die Forschenden fest, dass Menschen, die PPI einnahmen, ein um 70 Prozent höheres Migränerisiko aufwiesen als Menschen, die keine säurereduzierenden Medikamente einnahmen. Bei Personen, die H2-Blocker einnahmen, war die Wahrscheinlichkeit um 40 Prozent höher und bei Antacida um 30 Prozent.
Es ist plausibel, dass Säureblocker Migräne begünstigen, da eine Hypomagnesiämie unter der Einnahme von PPI und H2-Blockern auftreten kann. Andere Studien hätten zwar gezeigt, dass gastrointestinale Erkrankungen an sich mit einem höheren Migränerisiko zusammenhängen. Eine britische Studie hätte jedoch einen Anstieg von Migräneattacken nach Beginn einer PPI-Behandlung gezeigt und auch Daten der US-Arzneimittelbehörde FDA zeigten eine erhöhte Rate entsprechender Nebenwirkungs-Meldungen.
»Wir wissen noch nicht, was was verursacht«, sagt Slavin in einer Pressemitteilung ihrer Universität. »Aber der Zusammenhang zwischen Magen-Darm-Beschwerden und Migräne ist wahrscheinlich keine vollständige Erklärung für den in der Studie gefundenen Zusammenhang zwischen säurereduzierenden Medikamenten und Migräne.« Weitere, prospektiv durchgeführte Studien seien nötig, um die Fragestellung zu klären.
Derweil raten die Autoren Patienten mit Migräne oder starken Kopfschmerzen, einen möglichen Zusammenhang mit einer säureblockenden Therapie mit ihrem Arzt zu besprechen und zu überlegen, ob sie die Medikamente absetzen sollten.