Ruf nach mehr pharmazeutischer Ausbildung |
Ev Tebroke |
22.06.2023 15:30 Uhr |
Im Anschluss ging es mit Blick auf neue Vergütungsmöglichkeiten auch um die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL). Bislang hätten lediglich 4700 Apotheken Leistungen über den Nacht- und Notdienstfonds (NNF) abgerechnet. »Ein ernüchterndes Ergebnis«, so Rohrer. Und appellierte: »Nutzen Sie die Möglichkeit.« Das dafür vorgesehene Geld, 20 Cent pro Rx-Packung, liege im Fonds brach. Um die Leistungen auch bei den Patienten bekannt zu machen und so die Nachfrage in den Apotheken zu erhöhen, plant die ABDA Rohrer zufolge eine große Medienkampagne.
Auch Ärzte sollen verstärkt informiert werden, zudem soll es mehr Videofortbildungen und Info-Veranstaltungen für die Apotheken geben. Doch er kritisierte auch den »bürokratischen Unsinn«, dass es etwa für das Medikationsmanagement sieben Unterschriften des Patienten brauche. Das sei ein »riesen Argumentationsproblem«. Anscheinend gibt es jedoch auch erste positive Erfahrungen. So berichtete einer der Delegierten, man habe das Ganze erstmal anrollen lassen müssen. Doch jetzt würden mittlerweile auch Nicht-Stammkunden nach den pDL fragen.
Ein weiteres regelmäßiges Thema auf der Agenda der KV Brandenburg ist seit Jahren auch der Ruf der Kammer nach einer eigenen pharmazeutischen Ausbildungskapazität im Bundesland. Dobbert ist hier unermüdlich und lässt nicht locker. Er setze weiter daran, eine Hochschule der Heilberufe in Brandenburg zu etablieren. Für ein solches Modell an der BTU in Cottbus hatten sich zuletzt Ärzte-, Zahnärzte- und Apothekerschaft gemeinsam stark gemacht.
In einem Brief an Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) habe er die schwierige Situation für die Apothekenberufe erneut dargelegt. »Die Berufe des Apothekers und der PTA sind in Brandenburg als Mangelberufe klassifiziert, es fehlt dringend an Nachwuchs«, so der Kammerpräsident. Der Arztberuf hingegen sei kein Mangelberuf, aber die Ärzteschaft bekäme nun für circa 100 Millionen Euro eine Uni für Medizin. Auch für die Zahnärzte gebe es Pläne für eine Fakultät an der MHB Neuruppin. Für die Pharmazeuten gebe es nichts.
Um den Nachwuchsmangel zu kompensieren, hatte die Kammer zuletzt auch die Öffnungszeiten für die Offizinen flexibler gestaltet. Per geänderter Allgemeinverfügung können die Apothekeninhaberinnen und -inhaber nun selbst entscheiden, wie sie die sechs Stunden Öffnungszeit zwischen 9 und 18 Uhr verteilen. Mittwochs muss nur 3 Stunden geöffnet sein, Sonnabend gar nicht. Dieses flexible Modell verfolgen bundesweit immer mehr Kammerbezirke, zuletzt hatten sich auch die Kammern Nordrhein und Westfalen-Lippe dazu entschlossen.