Risiko für Herzinsuffizienz steigt deutlich |
Laura Rudolph |
29.07.2022 12:00 Uhr |
Wenn die Pumpleistung des Herzens abnimmt, kann sich dies etwa durch Kurzatmigkeit oder Schwellungen in Armen und Beinen äußern. / Foto: Getty Images/katleho Seisa
Die nicht alkoholische Fettlebererkrankung (NAFDL) ist die häufigste Lebererkrankung. Sie betrifft weltweit bis zu 30 Prozent der Erwachsenen und ist gekennzeichnet durch verfettete Leberzellen. Menschen mit NAFDL haben offenbar ein erhöhtes Risiko, in den nächsten zehn Jahren eine Herzinsuffizienz zu entwickeln – unabhängig von Alter, Geschlecht und gängigen Risikofaktoren wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das legt eine Metaanalyse aus Italien nahe, die kürzlich online im Fachjournal »Gut« erschienen ist.
Bereits frühere Forschungsergebnisse zeigten, dass die NAFLD mit der Entwicklung einer Herzinsuffizienz zusammenhängt. Bei dieser Herzerkrankung reicht die Pumpleistung des Herzens nicht mehr aus, um den Körper mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Nun untersuchte ein Forschungsteam um Dr. Alessandro Mantovani von der Universität in Verona in Italien, wie sehr die Lebererkrankung und ihr Schweregrad mit einer Herzinsuffizienz korrelieren.
Dazu wertete das Forscherteam elf internationale Beobachtungsstudien aus. Diese umfassten insgesamt mehr als elf Millionen Menschen mittleren Alters. Die Auswertung zeigte, dass eine diagnostizierte NAFDL mit einem um 50 Prozent erhöhten Risiko einherging, innerhalb der durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von zehn Jahren eine Herzinsuffizienz zu entwickeln. Und zwar unabhängig von demografischen Merkmalen (Alter, Geschlecht), ethnischer Zugehörigkeit und gängigen kardiovaskulären Risikofaktoren (Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck et cetera).
Zwei der elf Studien zeigten Hinweise, dass das Risiko für Herzinsuffizienz mit steigendem Schweregrad der NAFLD und insbesondere mit einer Vernarbung der Leber (Leberfibrose) zunimmt. Hier betrug die Risikosteigerung 76 Prozent.
Eine Ursache für den Zusammenhang ist bislang nicht klar. Möglicherweise steigt das Herzinsuffizienz-Risiko, weil die NAFLD eine systemische Insulinresistenz sowie die Plaquebildung fördert und eine Vielzahl von Entzündungsmediatoren freisetzt. Die Forschenden betonen aber, dass ihre Metaanalyse aufgrund des Beobachtungscharakters der einbezogenen Studien lediglich eine Korrelation, aber keine Kausalität nachweisen kann.
Zukünftig wird die NAFDL an Bedeutung gewinnen, da die Prävalenz der Risikofaktoren Übergewicht und Fettleibigkeit stetig zunimmt. Personen, die an der Fettlebererkrankung leiden, sollten ihre Herzfunktion sorgfältig medizinisch überwachen lassen, rät das Forschungsteam.