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Gentechnische Sicherheit

Rekombinante Gerinnungsfaktoren

Angesichts der geringen Zahl an Hämophilie-Patienten weltweit ist die Vielzahl an rekombinant hergestellten Gerinnungsfaktoren, die sich mittlerweile auf dem Markt tummeln, schon erstaunlich. Die Unterschiede zwischen den Produkten sind oft nur marginal und den technischen Möglichkeiten oder geschickten Ausweichmanövern um patentgeschützte Verfahren geschuldet.
Robert Fürst und Ilse Zündorf
06.08.2020  11:00 Uhr

Therapieproblem Hemmkörper-Hämophilie

Während einer Substitutionstherapie mit Gerinnungsfaktoren entwickeln mehr als 30 Prozent der Hämophilie-A-Patienten neutralisierende Antikörper gegen FVIII. Dagegen sind Hämophilie-B-Patienten mit weniger als 3 Prozent deutlich seltener davon betroffen. Durch die sogenannten Hemmkörper werden die verabreichten Gerinnungsfaktoren wirkungslos und es kommt wieder zu einer Blutungsneigung, die auch als Hemmkörper-Hämophilie bezeichnet wird.

Üblicherweise treten die Hemmkörper bereits früh während der Therapie auf. Sind bis zur 50. Applikation eines FVIII-Präparats keine neutralisierenden Antikörper vorhanden, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass sie noch auftreten werden. Die Induktion von Hemmkörpern ist bei der Applikation rekombinanter FVIII-Präparate stärker ausgeprägt als bei Plasma-Faktoren, die natürlicherweise VWF-FVIII-Komplexe enthalten. Die Komplexierung schützt den Gerinnungsfaktor vor dem Immunsystem, wodurch weniger neutralisierende Antikörper gebildet werden.

Davon abzugrenzen ist die erworbene Hemmkörper-Hämophilie. Dabei bilden Patienten, die initial nicht unter einer Hämophilie leiden, Autoantikörper gegen den physiologisch vorliegenden Gerinnungsfaktor VIII. Diese wirken dann ebenfalls als Hemmkörper.

Relativ erfolgreich kann eine Hemmkörper-Hämophilie mit einer sogenannten Immuntoleranzinduktion behandelt werden. Um das Immunsystem an die Therapie zu gewöhnen, werden – je nachdem, wie groß die Blutungsneigung des Patienten ist – bis zu zweimal täglich hohe Mengen an Faktor VIII verabreicht (200 bis 300 Einheiten pro kg Körpergewicht pro Tag versus normalerweise 20 bis 40 Einheiten alle zwei bis drei Tage). Durch die extrem hohe Dosierung des Gerinnungsfaktors werden die vorhandenen Antikörper gebunden und abgebaut. Allerdings kann es bis zu zwei Jahre dauern, bis dieser Gewöhnungseffekt eintritt. Dies ist für den Patienten sehr belastend und mit extremen Kosten verbunden.

Die Erfolgsrate der Immuntoleranzinduktion liegt bei der Hämophilie A bei 70 bis 80 Prozent, bei der Hämophilie B hingegen nur bei 15 Prozent.

Alternativ können Gerinnungsfaktoren appliziert werden, die den FVIII-Weg umgehen. Zum einen sind dies Plasmapräparationen, die eine Mischung aus aktivierten und nicht aktivierten Faktoren FX, FIX, FVII und Prothrombin enthalten, das sogenannte »FVIII inhibitor bypass agent« (FEIBA). Zum anderen steht rekombinanter aktivierter Faktor VII zur Verfügung, der ebenfalls die Aktivierung von FX ermöglicht. Allerdings können beide Alternativtherapien keine ähnlich effiziente Hämostase erzielen wie eine Substitution mit FVIIIa oder FIXa.

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