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Gentechnische Sicherheit

Rekombinante Gerinnungsfaktoren

Angesichts der geringen Zahl an Hämophilie-Patienten weltweit ist die Vielzahl an rekombinant hergestellten Gerinnungsfaktoren, die sich mittlerweile auf dem Markt tummeln, schon erstaunlich. Die Unterschiede zwischen den Produkten sind oft nur marginal und den technischen Möglichkeiten oder geschickten Ausweichmanövern um patentgeschützte Verfahren geschuldet.
Robert Fürst und Ilse Zündorf
06.08.2020  11:00 Uhr

Faktor-VIII-Präparate zur Prophylaxe

Anstelle der bedarfsgerechten Verabreichung des Gerinnungsfaktors VIII nur bei einer Verletzung verbessert eine primäre Prophylaxe die Lebensqualität und reduziert die Gefahr von unerwünschten Blutungsereignissen. Allerdings bedeutet das auch, dass meist zwei bis drei Mal pro Woche intravenöse Injektionen des Proteins nötig sind. Dies löst nicht nur jährliche Therapiekosten von etwa 350.000 Euro aus, sondern ist auf Dauer auch wegen des venösen Zugangs schwierig.

Durch Verlängerung der Plasmahalbwertszeit der FVIII-Präparate war es möglich, die Abstände zwischen den Applikationen zu verlängern. Vier derartige EHL-Wirkstoffe (extended half life) sind bisher auf dem Markt, die entweder durch die Kopplung einer Polyethylenglykol-Kette (PEG) oder durch Fusion mit dem Fc-Teil eines IgG1-Antikörpers länger im Blutkreislauf verweilen.

Während PEG den Abbau und die renale Ausscheidung des Proteins verzögert, sorgt der Fc-Antikörper-Anteil für ein Recycling des Fusionsproteins über den neonatalen Fc-Rezeptor (Tabelle 1). Über die Pegylierung konnte beispielsweise das Applikationsintervall für Turoctocog alfa bei der Prophylaxe von zwei auf vier Tagen verlängert werden. Dieser recht geringe Erfolg ist dadurch bedingt, dass die Stabilität von FVIII wesentlich von der Wechselwirkung mit dem VWF abhängt.

Neue Ansätze, noch stabilere FVIII-Präparate zu entwickeln, nutzen genau diese Interaktion. Sie befinden sich bereits in Phase 3 klinischer Studien.

Wirkstoff Präparat, Zulassungsjahr Produktionszelllinie Beschreibung Mittlere Plasma­halbwertszeit (h)
Octocog alfa Kovaltry®, 2016 (1. Generation: 1992) BHK FVIII in voller Länge (AS 1 bis 2332) 15
Octocog alfa Recombinate®, 1993 CHO FVIII in voller Länge (AS 1 bis 2332) 15
Octocog alfa Advate®, 2004 (1. Generation: 1992) CHO FVIII in voller Länge (AS 1 bis 2332) 13
Octocog alfa Kogenate Bayer®, 2000 BHK FVIII in voller Länge (AS 1 bis 2332) 15
Moroctocog alfa ReFacto®, 2008 (1. Generation: 1999) CHO BDD-rFVIII (∆744-1637) 18
Damoctocog alfa pegol Jivi®, 2018 BHK 60 kDa verzweigte PEG-Kette an BDD-rFVIII 17
Efmoroctocog alfa Elocta®, 2015 HEK BDD-rFVIII (∆744-1637), fusioniert an IgG1-Fc-Teil 19
Lonoctocog alfa Afstyla®, 2017 CHO einkettiger BDD-rFVIII (∆765-1652) 14
Rurioctocog alfa pegol Adynovi®, 2018 CHO 20 kDa verzweigte PEG-Kette an Advate® 20
Simoctocog alfa Nuwiq®, 2014 Humanzellen BDD-FVIII mit 8 Aminosäuren (AS) der B-Domäne und weiteren 8 Fremd-AS: nutzt neue Schnittstelle (HEK293) 15
Turoctocog alfa NovoEight®, 2013 CHO rekombinanter FVIII mit verkürzter B-Domäne (∆51-1637) 12
Turoctocog alfa pegol Esperoct®, 2019 CHO 40 kDa PEG-Kette an O-Glykan in verkürzter B-Domäne von Turoctocog alfa 20
Emicizumab Hemlibra®, 2018 CHO bispezifischer IgG4-Antikörper gegen FIXa und FX 27 Tage
Tabelle 1: Präparate gegen Hämophilie A. BDD: B-domain deleted FVIII; BDT: B-domain truncated; BHK: Baby Hamster Kidney-Zellen, CHO: Chinese Hamster Ovary-Zellen; HEK: Human Embryonic Kidney-Zellen
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