Rehydratation an erster Stelle |
Bei einer infektiösen Gastritis sind Kinder häufig zunächst weinerlich und wollen nichts essen, bevor dann Durchfall auftritt. / © Adobe Stock/Prostock-studio
Durchschnittlich ein- bis zweimal im Jahr leiden Säuglinge und Kleinkinder an einer akuten Episode einer infektiösen Gastritis. Bei Kindern unter fünf Jahren sind Noroviren die häufigsten Verursacher, gefolgt von Rotaviren, Campylobacter und Salmonellen. Dabei lassen sich bei manchen Auslösern saisonale Häufungen beobachten. So treten im Winter eher Norovirus-Infektionen auf, im Frühjahr eher Rotavirus-Infektionen und im Sommer eher Salmonellen. Bei Letzteren fällt der erste Verdacht meist auf nicht vollständig durchgegarte Geflügelprodukte; aber auch durch Haustiere oder im Streichelzoo kann eine Übertragung erfolgen.
Natürlich gibt es weitere Ursachen. Sie reichen von – bisher möglicherweise nicht erkannten – Vorerkrankungen wie einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung oder einer Zöliakie über eine vorangegangene Antibiotikabehandlung bis zu einer Nahrungsmittelunverträglichkeit, zum Beispiel Lactoseintoleranz. Letztere beobachtet man eher bei älteren als bei jüngeren Kindern. Bei anhaltenden oder immer wieder auftretenden Durchfallbeschwerden ist eine ärztliche Abklärung daher ratsam.
Je jünger das Kind ist, umso größer ist die Gefahr einer Dehydratation. Eine orale Rehydratation mit einer Glucose-Elektrolyt-Lösung (zum Beispiel Oralpädon®), die in Dosisbeuteln zur Verfügung steht, ist dabei das Mittel der ersten Wahl. Der Beutelinhalt wird in 200 ml Trinkwasser aufgelöst. Dabei müssen sowohl die Flüssigkeitsmenge als auch die Art der Flüssigkeit eingehalten werden, da nur so die optimale Menge an Elektrolyten, Zucker und Flüssigkeit gewährleistet ist. Der Hintergrund: Die enthaltende Glucose wird per aktivem Transport absorbiert, Natrium durch Kotransport. Aufgrund der osmotischen Verhältnisse wird dann auch wieder Wasser aus dem Darmlumen aufgenommen.
Die empfohlene Dosierung beträgt für Säuglinge und Kleinkinder drei bis fünf Beutel innerhalb von 24 Stunden, für Kinder ein Beutel nach jedem Stuhlgang. Oft ernten Eltern Protest – die Flüssigkeit schmeckt vielen Kindern nicht. Colagetränke und Salzstangen als Hausmittel kommen besser an. Doch diese Kombination enthält zu viel Zucker, zu viel Natrium und kein Kalium. Manchen Kindern schmeckt die Elektrolyt-Glucose-Mischung leicht gekühlt aber besser.
Besteht keine Dehydratation, empfiehlt die Leitlinie, die gewohnte altersentsprechende Ernährung des Kindes beizubehalten. Von restriktiven Diäten oder einer Teepause rät sie ab, da es für den Nutzen keine Belege gibt. Die Säuglinge und Kinder dürfen alles zu sich nehmen, was sie üblicherweise essen und trinken, sofern sie es vertragen. Ein bewährtes Hausmittel, das zum Einsatz kommen kann, ist ein mit Schale geriebener Apfel. Dieser enthält Pektine, die Flüssigkeit im Darm binden und so den Stuhl eindicken. Als traditionell zugelassene Arzneimittel mit Apfelpektin gibt es Diarrhoesan® Saft (für Kinder ab zwei Jahren) und Diarrhoesan Elektrolyt Pulver zum Auflösen (für Kinder ab drei Jahren).
Bei nicht fieberhaften Durchfällen steht für Kinder ab einem Jahr beziehungsweise ab einem Körpergewicht von 10 kg medizinische Kohle (etwa Kohle-Compretten®) zur Verfügung. Durch die große Oberfläche des porösen Kohlenstoffgerüstes kann sie auch Bakterien und Bakterientoxine adsorbieren. Sie wird selbst nicht resorbiert, sondern mitsamt der adsorbierten Stoffe mit dem Stuhl ausgeschieden. Für Kinder ab zwölf Jahren kann außerdem Loperamid (zum Beispiel Imodium®) eingesetzt werden. Auch hier gilt: Bei Durchfällen mit Fieber eignet es sich nicht. Der Wirkstoff hemmt die Darmperistaltik, indem er an µ-Opioidrezeptoren in der Darmwand bindet; so erhöht sich die Verweildauer des Stuhls im Darm und damit auch die Zeit, die zum Entziehen des Wassers zur Verfügung steht.
Da eine infektiöse Ursache als Auslöser für die Beschwerden nicht unwahrscheinlich ist, empfiehlt sich außerdem, verschiedene Hygienemaßnahmen einzuhalten. Dabei ist zu beachten, dass manche Erreger auch noch nach Abklingen der Beschwerden ausgeschieden werden: Rotaviren bis zu acht Tage, Noroviren bis zu 14 Tage. Eine viruzide Desinfektion der Hände und häufig berührter Oberflächen wie Toilettensitz, Türklinken und Lichtschalter kann das Risiko einer Infektion von Familienangehörigen und einer Reinfektion des Patienten vermindern.