Regierung plant Impfstoffreserve von 30 Prozent |
Ev Tebroke |
16.12.2020 16:30 Uhr |
Erhöhte Nachfrage aufgrund der Corona-Pandemie: Bundesweit lassen sich dieses Jahr wesentlich mehr Menschen gegen Grippe impfen als in den Jahren zuvor. / Foto: Adpobe Stock/hedgehog94
Eine ausreichende Versorgung mit Grippeimpfstoffen ist in diesem Jahr angesichts der Corona-Pandemie ein großes Thema. Denn insbesondere ältere Patienten und Risikogruppen sind angehalten, sich gegen die Grippe impfen zu lassen, um sich mit Blick auf SARS-CoV-2 vor besonders schweren Verläufen zu schützen. Die Nachfrage nach den Vakzinen ist entsprechend hoch und zeitweise konnten die Apotheken nicht ausreichend Impfdosen beziehen, weil die freigegebenen Kontingente schubweise in den Markt kamen.
Insgesamt rund 26 Millionen Impfdosen hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in diesem Jahr freigegeben, das sind etwa 5 Millionen Dosen mehr als in der vergangenen Impfsaison. Darin enthalten ist auch eine nationale Notreserve von 6 Millionen Impfdosen, die das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) ab Mitte November bereitgestellt hat. Damit es im nächsten Jahr keinen Engpass gibt und ausreichend Grippeimpfstoffe zur Verfügung stehen, sieht die Regierung nun erneut eine Sicherheitsreserve in Höhe von 30 Prozent vor. Das regelt das heute von der Regierung beschlossene Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWG). Dies soll die Bevölkerung vorbeugend vor Influenza schützen und eine Belastung des Gesundheitssystems zusätzlich durch Influenza für den Fall, dass sich die COVID-19-Pandemie fortsetzt, so niedrig wie möglich halten.
»Aufgrund der anhaltenden SARS-CoV-2-Pandemie wird für die bereits im Januar 2021 erforderlichen Bestellungen von saisonalem Grippeimpfstoff für die Grippesaison 2021/2022 der erhöhte `Sicherheitszuschlag´ von 30 Prozent auch auf die Impfsaison 2021/2022 erstreckt«, so der Gesetzeswortlaut.
Normalerweise ist rechtlich eine Impfstoffreserve von 10 Prozent vorgesehen (SGB V § 132e). Um den Bedarf zu berechnen, meldet die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) bis zum 15. Januar des betreffenden Jahres den Bedarf an saisonalen Grippeimpfstoffen an das Paul-Ehrlich-Institut. Dazu bezieht sie sich auf die ihr zuvor von den Vertragsärzten gemeldeten voraussichtlichen Bedarfe. Das PEI prüft diese dann und erhöht die Bedarfsmenge um die zusätzliche Sicherheitsreserve. Bereits für die aktuelle Saison 2020/2021 war die Reserve auf 30 Prozent angehoben worden, um einem erhöhten Impfbedarf im Zuge der Coronavirus-Pandemie nachkommen zu können.
Zuletzt gab es bundesweit Kritik, die vorhandene Menge an Impfdosen sei nicht ausreichend, da vielerorts die Nachfrage nicht bedient werden konnte, weil Impfstoffe fehlen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hält die Engpässe aber eher für ein Verteilungsproblem. Er könne nicht wirklich glauben, dass die 26 Millionen Impfdosen tatsächlich schon alle verimpft seien, sagte er bei im ABDA-Talk mit ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. »Wir müssen schauen, dass wir jetzt regional flexibel steuern.«
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.