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Depression bei Kindern

Raus aus dem Seelentief

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit einer diagnostizierten Depression hat sich in den letzten 15 Jahren mehr als verdoppelt. Infolge der Coronavirus-Krise erwarten Fachleute einen weiteren Anstieg. Nur bei einem Bruchteil der Betroffenen wird die Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt.
Clara Wildenrath
28.02.2021  08:00 Uhr

Kinder können nicht an schweren Depressionen erkranken. Davon waren Ärzte und Psychiater noch vor 50 Jahren überzeugt. Sie gingen davon aus, dass im frühen Alter die psychischen und kognitiven Voraussetzungen für Selbstreflexion fehlen, die bei der Entwicklung von Depressionen eine Rolle spielen. Heute weiß man: Depressionen können in jedem Lebensalter in jedem Schweregrad auftreten – auch bei Säuglingen und Kleinkindern.

Nach Schätzungen der Deutschen Depressionshilfe leidet etwa 1 Prozent aller Kinder bis zum Alter von sechs Jahren an einer Depression. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko. Im Grundschulalter sind bereits doppelt so viele betroffen. Bei Jugendlichen geht die Stiftung von einer Prävalenz von 3 bis 10 Prozent aus. Die WHO stuft Depressionen weltweit als den häufigsten Grund für Krankheiten und Beeinträchtigungen bei jungen Menschen von zehn bis 19 Jahren ein.

In den letzten Jahren nahm die Zahl der diagnostizierten Depressionen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland erheblich zu. Das belegen mehrere Studien. Laut einer Auswertung von Versichertendaten der Barmer-Krankenkasse waren im Jahr 2005 bundesweit 1,14 Prozent der 10- bis 18-Jährigen betroffen, im Jahr 2017 bereits 2,79 Prozent. Am stärksten kletterte die Diagnoserate in der Gruppe der 15- bis 18-Jährigen und lag 2017 bei rund 4,5 Prozent. Die Zahl der stationären Klinikbehandlungen aufgrund von Depression bis zum 15. Lebensjahr verzehnfachte sich laut Statistischem Bundesamt von 2000 bis 2017.

Deutlicher Anstieg in der Pubertät

»Besonders bei weiblichen Jugendlichen finden wir einen deutlichen Anstieg von depressiven Erkrankungen«, sagt Professor Dr. Gerd Schulte-Körne im Gespräch mit der PZ. Der Psychiater ist Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Gemäß dem DAK-Kinder- und Jugendreport 2019 wird die Diagnose im Kindesalter bei beiden Geschlechtern etwa gleich häufig gestellt. Dagegen sind im Alter von 15 Jahren fast dreimal so viele Mädchen wie Jungen betroffen.

Auslöser sind häufig belastende Lebensumstände. »Das kann der Verlust eines Elternteils oder einer anderen Bezugsperson sein, aber auch traumatische Erlebnisse wie körperlicher und psychischer Missbrauch«, erklärt der Psychiater. Weniger dramatische, dafür aber chronisch auftretende Belastungen – etwa schwere Erkrankungen in der Familie, Schulschwierigkeiten oder Hänseleien im sozialen Umfeld – leisten der Entstehung von Depressionen ebenfalls Vorschub.

Wie die DAK-Daten zeigen, liegt das Risiko, eine Depression zu entwickeln, bei Kindern und Jugendlichen mit einer chronischen Erkrankung drei- bis viermal höher als bei körperlich gesunden Gleichaltrigen. Besonders stark ist die Assoziation mit Adipositas: 8 Prozent aller stark übergewichtigen 15- bis 17-Jährigen litten an Depressionen. Bei Jugendlichen dieser Altersklasse mit Diabetes betrug der Anteil 6,5 Prozent. Auch Kinder, die aufgrund von akuten oder chronischen Schmerzen behandelt wurden, zeigten ein höheres Depressionsrisiko. Litten die Eltern an einer psychischen oder Suchterkrankung, stieg das Erkrankungsrisiko der Kinder auf das Zwei- bis Dreifache.

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