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Psychedelikum

Psilocybin auch bei Alkoholsucht wirksam

Die Pilzdroge Psilocybin ist derzeit eine der spannendsten Substanzen in der Neuropsychiatrie und wird intensiv als Antidepressivum erforscht. Damit nicht genug: Jetzt zeigt eine Studie, dass Psilocybin auch alkoholkranken Patienten helfen könnte.
Annette Rößler
24.08.2022  17:30 Uhr

Psilocybin, der berauschende Inhaltsstoff sogenannter magic Mushrooms, entfaltet seine Wirkung als Agonist am 5HT2A-Serotoninrezeptor. Dies bewirkt beim Konsumenten eine Bewusstseinsveränderung, in der sensorische Reize anders beziehungsweise intensiver als sonst wahrgenommen werden, aber keine Bewusstseinstrübung. In jüngster Zeit haben mehrere Studien gezeigt, dass der gezielte und in eine professionelle psychologische Begleitung eingebettete Einsatz dieser Erfahrung als Therapeutikum depressiven Patienten helfen kann.

Weil der Effekt schnell einsetzt und nach einmaliger Anwendung lange anhält – zwei Vorteile gegenüber herkömmlichen Antidepressiva –, interessieren sich viele Psychiater und Neurologen für die Substanz, obwohl es zum genauen Wirkmechanismus bisher nur Hypothesen gibt.

Im Fachjournal »JAMA Psychiatry« weist jetzt eine Gruppe um Dr. Michael Bogenschutz vom New York University Langone Center for Psychedelic Medicine darauf hin, dass auch die Alkoholsucht ein mögliches Einsatzgebiet von Psilocybin werden könnte. Die Forscher berichten über die Ergebnisse einer doppelblinden, randomisierten Studie mit 95 Teilnehmern, in der sich das Psychedelikum der aktiven Kontrolle Diphenhydramin als überlegen erwies. Anstoß für die Studie waren neben dem aktuellen gesteigerten Interesse an Psilocybin positive Erfahrungen, die in der Vergangenheit bereits mit dem Psychedelikum Lysergsäurediethylamid (LSD) bei alkoholkranken Patienten gemacht worden waren.

Die Probanden der aktuellen Untersuchung waren Patienten mit diagnostizierter Alkoholabhängigkeit und mindestens vier schweren Trinktagen innerhalb der 30 Tage vor Einschluss in die Studie. Schwere Trinktage waren definiert als Tage, an denen Männer mindestens fünf alkoholische Getränke konsumierten und Frauen mindestens vier. Alle Teilnehmer erhielten über zwölf Wochen eine Psychotherapie und zusätzlich dazu randomisiert in den Wochen 4 und 8 unter kontrollierten Bedingungen jeweils entweder Psilocybin (beim ersten Mal 25 mg/70 kg KG, beim zweiten Mal 25 bis 40 mg/70 kg KG) oder Diphenhydramin (erst 50 mg, dann 50 bis 100 mg). Die Nachbeobachtungszeit betrug 32 Wochen nach der ersten Gabe der Studienmedikation.

93 Patienten erhielten mindestens eine Medikamentengabe und wurden in die Auswertung einbezogen. In der Psilocybin-Gruppe waren schwere Trinktage während der Nachbeobachtungszeit seltener als in der Diphenhydramin-Gruppe (9,7 Prozent versus 23,6 Prozent). Damit war allein in der Psilocybin-Gruppe ein Rückgang der schweren Trinktage verglichen mit der Zeit vor der Studie zu verzeichnen: Vier schwere Trinktage innerhalb von 30 Tagen, das Einschlusskriterium für die Studie, entsprechen 13,33 Prozent. Auch der durchschnittliche tägliche Alkoholkonsum war bei den Probanden in der Psilocybin-Gruppe geringer als bei denjenigen in der Kontrollgruppe.

Die Überlegenheit des Psychedelikums zusammen mit der Tatsache, dass es keine schweren Nebenwirkungen gab, veranlassen die Autoren zu dem Fazit: »Diese Ergebnisse sprechen dafür, die Psilocybin-assistierte Therapie bei Patienten mit Alkoholabhängigkeit weiter zu untersuchen.«

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