Proteste, Demos und Streiks in vier Bundesländern |
Apothekenleiter Fritz Trennheuser sagt: »Die Lage für Apotheken wird immer beängstigender. Deshalb haben auch wir uns zu dem Schritt entschlossen.« Die Viktoria-Apotheke liegt in der belebten Fußgängerzone. Wenn hier die Türen plötzlich geschlossen sind, fällt das stärker auf als in Orten, an denen weniger los ist. Um die Belange durchzusetzen, müsse hingenommen werden, dass heute bis zu 200 Kundinnen und Kunden abgewiesen werden müssten, so der Inhaber, in dessen Offizin 25 Mitarbeitende angestellt sind. »Es geht hier auch um Solidarität.« Bis um 19 Uhr, dem Zeitpunkt, an dem die Apotheke normalerweise mittwochs schließt, wollen Trennheuser und sein Team an dem weißen Tisch vor dem Schaufenster sitzen und die Menschen darüber aufklären, warum sie heute streiken. Und die Menschen vor der Notdienst-Ausgabe warten geduldig.
Auch in Brandenburg haben Apotheken heute ab der Mittagszeit ihre Türen geschlossen. In allen Landesteilen fanden Protestaktionen statt. Im Ort Leegebruch bei Oranienburg verhängte Apothekerin Christiane Patzelt ihre Betriebsräume beispielsweise mit schwarzen Vorhängen und brachte auf den Vorhängen ihre Protest-Botschaften an. »Qualifizierte Patientenversorgung vor Ort statt Honorarkürzung« oder »Brandenburg ohne Apotheken – Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt Karl Lauterbach«, heißt es nun auf den Schaufenstern.
»Wir machen das bis heute am späten Abend, erst morgen früh um 9 Uhr werden wir wieder öffnen«, erklärt Patzelt ihren Kunden, die teilweise verdutzt vor der Apotheke stehen bleiben. Bei einigen wenigen Kunden macht Patzelt dann doch eine Ausnahme, rennt mit einem Rezept in die Apotheke, um Patienten schnell zu helfen. »In bestimmten Situationen wäre es gerade hier auf dem Land einfach unmenschlich, nicht zu versorgen, und die Menschen kilometerweit in die nächsten Ortschaften zu schicken. Viele Menschen hier im Ort kennen mich und bitten mich, Ausnahmen zu machen«, erklärt die Apothekerin. Bei den Menschen im rund 7000 Einwohner starken Ort bei Berlin stößt die Aktion auf Verständnis. »Auch ihr müsst mal was machen«, erkennt ein älterer Herr an, der sich nach einer kurzen Absprache mit einer Apothekenmitarbeiterin wieder auf den Weg macht. »Dann komme ich eben morgen wieder«, sagt er zum Abschied.