Proteste, Demos und Streiks in vier Bundesländern |
Apothekerin Patzelt, heute »aus Trauergründen« ganz in schwarz gekleidet, stellt sich indes plakativ hinter ein Bügelbrett, dass sie vor ihrer Apotheke aufgebaut hat. »Die Apotheken im Land werden vom Minister und Arzt Lauterbach einfach abgebügelt«, erklärt sie. Auch in ihrer Offizin hatte sie schon am Mittwochmorgen, als sie die letzten Patienten einließ, auf allen großen Flachbildschirmen auf die Situation der Apotheken hingewiesen. »Gestern noch systemrelevant, heute abgebügelt«, heißt es auf den Bildschirmen unter anderem.
»Wir werden vom Arzt und Minister Lauterbach abgebügelt«, beschwert sich Apothekerin Christiane Patzelt. / Foto: PZ/Rohrer
Etwa 40 Kilometer weiter östlich von Leegebruch liegt die Kleinstadt Bernau – ebenfalls im Speckgürtel Berlins. Die neun Apotheken der Stadt hatten in den vergangenen Tagen eine Demonstration bei der Gemeinde angemeldet: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der geschlossenen Apotheken trafen sich um 12 Uhr mittags vor dem Rathaus der Stadt und protestierten. Die Inhaberinnen und Inhaber erklärten den Passanten in der angrenzenden Fußgängerzone, warum sie sich gegen die Gesundheitspolitik der Ampel-Koalition stemmen. Mitglieder der Apothekenteams – allesamt in weißen Apothekenkitteln gekleidet – reichen den Passanten auch Handzettel. Auf den Flyern wird der Kassenabschlag erklärt. »Der Kassenrabatt ist eine Art Zwangsrabatt, der vom Gesetzgeber angeordnet wurde«, heißt es dort. Die Apothekerinnen und Apotheker vor Ort weisen auf die wirtschaftlichen Gefahren der Sparmaßnahmen hin. »Im ersten Halbjahr mussten in Brandenburg bereits 13 Apotheken schließen, in ganz Deutschland 205!« Offenbar haben die Bernauer auch noch Hoffnung. Denn auf dem Handzettel heißt es: »Die Apotheken streiken heute, damit die Politik ihre Pläne überdenkt.«
In Bernau bei Berlin fand am heutigen Mittwoch eine Apotheker-Demo statt. / Foto: PZ/Rohrer
In der Kammerregion Nordrhein hatten die dortige Apothekerkammer und der Apothekerverband gemeinsam zu einer Protestaktion aufgerufen. Konkret sollten die Apotheken ab 11.55 Uhr das Licht ausschalten und im Dunkeln weiter versorgen. Die Apothekenteams mussten die Rezepte teilweise mit ihren Handy-Taschenlampen beleuchten, um die Informationen ablesen zu können.
In vielen Apotheken an Rhein und Ruhr wurden heute kurz vor 12 die Lichter ausgeschaltet. / Foto: Apothekerverband Nordrhein