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Männer

Protein als mögliche Ursache für erhöhte Krebssterblichkeit

Bei manchen Männern ist die Bildung des körpereigenen Proteins TIMP1 hochreguliert. Das könnte zu einer erhöhten Metastasierung und Krebssterblichkeit beitragen, berichten Münchner Forscher.
Christina Hohmann-Jeddi
05.10.2021  15:06 Uhr

Männer haben ein im Vergleich zu Frauen höheres Risiko, an einer Krebserkrankung zu versterben. Nur ein Teil des erhöhten Risikos ist mit einem riskanteren Lebensstil und Verhalten zu erklären. Es müssen also auch Lebensstil-unabhängige Faktoren eine Rolle spielen. Diesen ging das Team um Professor Dr. Achim Krüger vom Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM) nach. Es entdeckte einen Faktor, der diesen Geschlechterunterschied erklären und zudem auch die Risikodiagnostik für den klinischen Verlauf verbessern könnte. Ihre Daten stellt die Arbeitsgruppe im »Journal of Experimental Medicine« vor.

Anhand von Patientenkohorten aus Deutschland und Kanada fand das Team heraus, dass Männer, die in ihrem Blut eine erhöhte Konzentration des körpereigenen Proteins Tissue inhibitor of metalloproteinases 1 (TIMP1) aufweisen, ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an Krebs zu versterben. Das Team konnte zudem zeigen, dass der Anstieg von TIMP1 die Lebermetastasierung förderte, die bei Bauchspeicheldrüsenkrebs, Darmkrebs und bei Melanom zum Tode führte.

»TIMP1 ist nicht bei allen Männern erhöht, aber die Entdeckung von TIMP1 als im Blut nachweisbarer Risikoparameter ermöglicht es der Klinik nun, diejenige Gruppe von Männern mit einem hohen Risiko für die Bildung lebensbedrohlicher Lebermetastasen zu identifizieren«, erklärt Krüger in einer Mitteilung der Wilhelm-Sander-Stiftung, die das Forschungsprojekt förderte. »Aus früheren Studien kennen wir bereits die molekularen Zusammenhänge, wie TIMP1 die Lebermetastasierung fördert«, ergänzt Krüger. »In Verbindung mit unserer aktuellen Entdeckung bieten sich jetzt neue Möglichkeiten für eine personalisierte Medizin mit optimierten Diagnose- und zielgerichteten Therapieoptionen.«

Als nächstes plant Krüger mit seiner Arbeitsgruppe, die molekularen Ursachen der männerspezifisch veränderten TIMP1-Bildung näher zu untersuchen.

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