»Potenzial der Apotheken vor Ort viel besser nutzen« |
| Melanie Höhn |
| 30.01.2023 12:30 Uhr |
Pesch machte deutlich, dass solche Regresse die Apothekenvergütung zusätzlich schmälerten. Dies sei nicht mehr zu verkraften, nachdem das Honorar seit zehn Jahren trotz steigender Kosten und hoher Inflation nicht mehr angepasst worden sei. Obendrein werde es nun zu Februar von der Politik weiter gekürzt. Zwar habe der Bundesgesundheitsminister einen Aufschlag von 50 Cent pro Arzneimittelpackung in Aussicht gestellt, die von einem Lieferengpass betroffen ist und daher eine Rücksprache mit dem Arzt erfordert. Dies würde aber nicht einmal im Ansatz die Kosten für den Aufwand decken, der in den Apotheken und im Übrigen auch in den Arztpraxen entstehe, sagte er. Pesch kritisierte die Honorierungspolitik scharf.
Dahmen erläuterte zudem die großen Herausforderungen in der nachhaltigen Absicherung der Finanzierung der gesetzlichen Kassen. Der Bund habe sich deshalb im GKV-Finanzstabilisierungsgesetz im vergangenen Jahr zunächst entschieden, die Lasten auf viele Schultern zu verteilen und alle Leistungserbringer von der Ärzteschaft über die Apotheken und Krankenhäuser bis hin zur Pharmaindustrie gleichermaßen in Verantwortung zu nehmen. Er kündigte für dieses Jahr auch eine Reform der Notfallversorgung an, bei der geprüft werden sollte, wie der Apothekennotdienst und die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung im Notfall verbessert werden kann. Dahmen sagte zu, hier auch prüfen zu wollen, wie eine Wettbewerbsverzerrung beim Versandhandel in der Sicherstellung der Apothekennotdienste etwa durch eine Reform der Vergütung vermieden werden könne.
Die Ampelkoalition habe im ersten Jahr ihrer Regierung nicht sofort alle Probleme lösen können, die sich in der Vergangenheit über viele Jahre aufgestaut hätten, so Dahmen. »Doch ein Gutes hat diese Engpass-Krise: Sie hat ein Bewusstsein in der Gesellschaft für die Probleme geschaffen und die Bereitschaft in der Politik erhöht, die Dinge anzugehen.«