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Phytotherapie bei Husten, Schnupfen undKonsorten

12.01.1998  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Phytotherapie bei Husten, Schnupfen und Konsorten

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Erkältungskrankheiten: Der Schwerpunkt des 8. Kongresses der Gesellschaft für Phytotherapie in Würzburg paßte diesmal zur winterlichen Jahreszeit. Vorgestellt wurden Studien zu Präparaten wie Sinupret®, Esberitox® oder Echinacin®. Die Teilnehmer diskutierten den Stellenwert der Phytotherapeutika und die Schwierigkeiten eines angemessenen Prüfdesigns.

"Ein Schnupfen dauert mit Behandlung sieben Tage und ohne eine Woche." Dieses Sprichwort taucht immer wieder auf, zwei Gründe sprechen dennoch für eine Therapie banaler Erkältungen: Es gilt, unangenehme Symptome zu lindern und Komplikationen, vor allem bakteriellen Folgeinfektionen, vorzubeugen.

Und wie ist das nun mit der Dauer der Erkältung? Dr. Olav Hoheisel, Werksarzt aus Schweden, stellte hierzu eine doppelblinde, randomisierte Studie mit Echinagard® (schwedischer Handelsname für Echinacin®-Lösung) vor. 120 Mitarbeiter einer großen Möbelfabrik in Schweden erhielten bei beginnender Erkältung zehn Tage lang Extrakt oder Placebo. Die Behandlung begann mit einer Stoßtherapie von fünf- bis sechsmal je 20 Tropfen, ab dem zweiten Tag nahmen die Patienten dreimal täglich 20 Tropfen ein. Über den Verlauf der Erkältung wurde Tagebuch geführt.

In der Verumgruppe besserte sich die Erkältung signifikant früher als in der Placebogruppe, und signifikant weniger Patienten entwickelten das Vollbild einer Erkältung (60 versus 40 Prozent). Unter den Patienten mit dem Vollbild einer echten Erkältung besserten sich die Symptome nach vier, bei den Placebopatienten im Durchschnitt erst nach acht Tagen.

Immunmodulatoren frühzeitig anwenden


Dr. Hans-Heinrich Heinnecke-von-Zepelin von der Firma Schaper und Brümmer stellte eine doppelblinde, randomisierte Studie zu Esberitox® vor: 242 Patienten, die wegen einer Erkältung zum Arzt kamen, erhielten entweder das Phytopharmakon oder Placebo über sieben bis neun Tage. Untersucht wurde unter anderem, ob die Heilungschancen bei frühem Behandlungsbeginn besser sind. Das Stadium der Erkrankung wurde anhand des Symptoms "verstopfte Nase" charakterisiert. Patienten, die mit der Therapie begannen, bevor die Erkältung weit fortgeschritten war, unterschieden sich dabei im Gesamtsymptombild ab dem vierten Tag signifikant von der Placebogruppe. Die Besserung betraf die Symptome Schnupfen und Husten. Schmerzen oder Fieber wurden durch das Präparat nicht signifikant beeinflußt. Bei Patienten mit einer sehr schwachen oder einer länger bestehenden Erkältung konnte kein signifikant positiver Effekt der Behandlung nachgewiesen werden.

Es bleiben noch Fragen offen


Immunmodulatoren wirken also bei Erkältung, insbesondere wenn sie rechtzeitig eingenommen werden. Nicht bewiesen aber, auch das wurde auf dem Kongreß betont, ist zweierlei: der Wirkmechanismus und die Vorteile einer längerfristigen prophylaktischen Einnahme.

Professor Dr. Rudolf Hänsel aus München warnte davor, Ergebnisse aus In-vitro-Versuchen kritiklos auf die Situation in vivo zu extrapolieren. Die Wirkung sei vielschichtig und auch Interferon habe je nach Versuchsanordnung supprimierende oder stimulierende Effekte. Der Begriff Immunstimulation sollte daher nach seiner Überzeugung besser durch Immunmodulation ersetzt werden.

Der Nachweis der prophylaktischen Wirkung steht ebenfalls noch aus. Es mache keinen Sinn, betonte Professor Dr. Hans Baenkter vom Universitätsklinikum in Erlangen, Echinacea-Präparate den ganzen Winter über einzunehmen. Zumindest in vitro lasse sich das Immunsystem nur für einen begrenzten Zeitraum stimulieren.

Sinusitis mit Pflanzen bekämpfen

Leitsymptom einer Nasennebenhöhlenentzündung ist der Mittelgesichtsschmerz, der sich beim Bücken verschlimmert. Führend in der Therapie ist das Kombinationspräparat Sinupret®. Seit 1933 ist es im Handel, im September 1997 erhielt es als erste Fünffach-Kombination die Neuzulassung. Dafür wurde in klinischen Studien die Wirksamkeit der Kombination und in pharmakologischen Studien die Wirksamkeit der einzelnen Bestandteile nachgewiesen. Eisenkraut wirkt antiviral und sekretolytisch, Holunderblüten sind sekretolytisch, Enzianwurzel wirkt ebenfalls leicht sekretolytisch, vorwiegend aber antiphlogistisch, der Gartensauerampfer ist antiphlogistisch, und die Blüten der Schlüsselblume wirken antiviral, erklärte der Diplompsychologe Reinhard März von der Firma Bionorica auf einer Pressekonferenz der Firma im Rahmen des Kongresses.

13 klinische Studien wurden für die Zulassung insgesamt durchgeführt. Chaim Ismail, ebenfalls von der Herstellerfirma, stellte einige vor: Patienten mit einer akuten Sinusitis erhielten Sinupret® über zwei bis drei Wochen. Die Kontrollgruppen wurden jeweils mit N-Acetylcystein, Ambroxol oder Gelomyrtol® behandelt. Über Röntgenbild und Patientenurteil, teilweise auch mit Ultraschall, wurde der Erfolg der Behandlung bestimmt. In keiner Studie unterschied sich die Wirkung des Verums von den Vergleichssubstanzen. Eine placebokontrollierte, doppelblinde Studie zeigte sogar, daß bei gleichzeitiger Behandlung mit Antibiotika und Nasentropfen durch Sinupret® zusätzlich noch eine Verbesserung zu erreichen ist. Mit dem neuen, doppelt so hoch dosierten Fortepräparat müssen Erwachsene dreimal täglich nur noch je ein Dragee einnehmen.

PZ-Artikel von Stephanie Czajka, Würzburg
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