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Anastrozol, ein neuer Aromatase-Inhibitor

12.01.1998  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Anastrozol, ein neuer Aromatase-Inhibitor

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Das fortgeschrittene Mammakarzinom wird in der Regel mit unterschiedlichen antihormonell wirkenden Medikamenten behandelt, die stufenweise eingesetzt werden. Standardmäßig wird dabei zuerst Tamoxifen (Nolvadex® und andere) verabreicht, das bei hoher Wirksamkeit vergleichsweise wenig Nebenwirkungen zeigt. Patientinnen, die auf Tamoxifen nicht oder nur ungenügend ansprechen oder ein Rezidiv erleiden, erhalten anschließend eine oder mehrere andere Hormontherapien.

Neben den zum Teil mit beträchtlichen Nebenwirkungen behafteten Gestagenen Megestrolacetat (Megestat®) und Medroxyprogesteronacetat (Farlutal® und andere) werden auch Aromatasehemmer wie Aminoglutethimid (Orimeten®) oder Formestan (Lentaron®) eingesetzt.

Die Hemmung der Estrogensynthese durch Blockade der Aromatase gilt als effektive Therapiemöglichkeit bei postmenopausalen Patientinnen mit fortgeschrittenem Mammakarzinom. Die längste Erfahrung existiert mit Aminoglutethimid, mit dem bei bis zu 30 Prozent der Patientinnen ein objektives therapeutisches Ansprechen der metastasierenden Erkrankung für etwa ein Jahr erreicht werden kann. Nachteil von Aminoglutethimid ist jedoch, daß es nicht spezifisch die Aromatase, sondern auch mehrere Enzyme des Cytochrom-P-450-Systems hemmt.

Daher wird nicht nur die Estrogensynthese beeinträchtigt, sondern - in höheren Dosen - auch die Synthese anderer Steroide wie Glucocorticoide und Mineralocorticoide. Beide Corticoide müssen daher bei der Behandlung mit Aminoglutethimid substituiert werden, nicht dagegen nach Gabe des spezifischen Aromatasehemmers Formestan.

Mit Anastrozol (Arimidex®) wurde ein weiterer spezifischer Hemmer der Aromatase in die Therapie eingeführt, der aber im Gegensatz zu Formestan, das parenteral verabreicht werden muß, peroral eingenommen werden kann.

Chemische Klassifikation


Das Benzyltriazolderivat Anastrozol (2,2'-[5-(1H-1,2,4-triazol-1-ylmethyl)-1,3phenylen] bis (2-methylpropionitril)), ein nichtsteroidaler Aromatasehemmer, besitzt weder chemische Verwandtschaft zum ebenfalls nichtsteroidalen Aminoglutethimid noch zu Formestan, einem Derivat des physiologischen Steroids Androstendion.

Indikationen und Dosierung


Arimidex® ist zugelassen zur Behandlung des fortgeschrittenen Mammakarzinoms bei postmenopausalen Frauen mit progressivem Verlauf nach einer Behandlung mit Tamoxifen oder anderen Antiestrogenen.

Patientinnen mit Estrogenrezeptor-negativen Tumoren sollten wegen nicht nachgewiesener Wirksamkeit nicht mit Anastrozol behandelt werden, es sei denn, sie sprachen zuvor bereits auf Tamoxifen an.

Aufgrund der langen Eliminationshalbwertszeit aus dem Plasma (40 bis 50 Stunden) genügt die einmal tägliche Gabe einer Filmtablette. Ältere Patientinnen sowie Patientinnen mit leichten bis mäßigen Nierenfunktionsstörungen oder leichten Lebererkrankungen erhalten die gleiche Dosis. Die Einnahme der Filmtabletten kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen. Die Behandlung mit Anastrozol ist im allgemeinen eine Langzeittherapie.

Wertende Zusammenfassung

Anastrozol ist ein hochspezifischer und potenter nichtsteroidaler Aromatasehemmer, der in einer Dosis von 1 mg pro Tag eine vergleichbare Wirksamkeit wie Megestrolacetat in einer Tagesdosis von 160 mg (viermal 40 mg/d) besitzt. In klinischen Studien lag die Ansprechrate bei beiden Substanzen bei circa 34 bis 35 Prozent. Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Thromboembolien, Ödeme und Dyspnoe traten dagegen unter Anastrozol seltener auf als unter Megestrolacetat.

Im Vergleich zu Formestan, das die Aromatase (im Gegensatz zu Aminoglutethimid) ebenfalls spezifisch hemmt und das alle zwei Wochen in einer Dosis von 250 mg parenteral appliziert werden muß, hat Anastrozol den Vorteil, daß es peroral verabreicht werden kann. Damit wird die psychisch sehr belastende Therapie des fortgeschrittenen Mammakarzinoms erheblich erleichtert.

PZ-Artikel von Rolf Thesen, Eschborn
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