Paxlovid senkt Long-Covid-Risiko nicht |
Annette Rößler |
31.10.2023 07:00 Uhr |
Paxlovid kann das Risiko von akutem Covid-19 reduzieren, hat aber auf das Long-Covid-Risiko laut neuen Daten keinen Einfluss. / Foto: Imago Images/Christian Grube
Das Kombipräparat Paxlovid™ enthält mit Nirmatrelvir den einzigen zugelassenen SARS-CoV-2-spezifischen Proteasehemmer, geboostert mit Ritonavir. Wird Paxlovid Risikopatienten frühzeitig im Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion gegeben, senkt es die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf. Zuletzt waren jedoch Daten veröffentlicht worden, wonach dieser Vorteil nur auf Patienten mit sehr hohem Risiko beschränkt ist und andere Personen nicht von der Einnahme profitieren.
Außer der Risikoreduktion für einen schweren Covid-19-Verlauf – für die Paxlovid zugelassen ist – wurde immer wieder die Vermutung geäußert, dass es nach der Gabe des Medikaments auch seltener zu Langzeitfolgen einer akuten SARS-CoV-2-Infektion (Post-Covid-Syndrom beziehungsweise Long Covid) kommen könnte. Hierfür hatte es auch schon Belege aus Studien gegeben. Zugelassen ist Paxlovid für diese Indikation jedoch nicht. Da bezüglich des Krankheitsbildes Long Covid selbst und dessen Ursachen momentan noch vieles unklar ist, dürfte dies auch mit Studienergebnissen, die einer Aufsichtsbehörde für eine Zulassungserweiterung genügen würden, nur sehr schwer zu belegen sein.
Das unterstreicht eine jetzt im Fachjournal »Annals of Internal Medicine« erschienene Arbeit von Forschenden um Professor Dr. George N. Ioannou von der University of Washington in Seattle. Diese ergab nämlich mit Blick auf das Long-Covid-Risiko keinen Vorteil durch die Anwendung von Paxlovid bei älteren Covid-19-Patienten.
Die Daten extrahierten die Autoren aus der US-amerikanischen Veterans Health Administration (VHA). Berücksichtigt wurden 9593 Personen, die zwischen Januar und Juli 2022 aufgrund einer SARS-CoV-2-Infektion mit Paxlovid behandelt worden waren, sowie ebenso viele gematchte Kontrollen ohne Paxlovid-Therapie. Die Teilnehmer dieser Studie waren mehrheitlich männlich (68 Prozent) und geimpft (82,5 Prozent); das Durchschnittsalter betrug 66 Jahre.
Erfasst wurde die kumulative Inzidenz von 31 potenziellen Long-Covid-Symptomen zwischen den Tagen 31 bis 180 nach der Paxlovid-Therapie oder einem gematchten Indexdatum. Die berücksichtigten Symptome betrafen mehrere Organe, darunter das Herz und den Verdauungstrakt, aber unter anderem auch die Blutgerinnung und die psychische Verfassung. In keinem einzelnen Symptom beziehungsweise in keiner Organklasse war dabei ein Vorteil durch Paxlovid feststellbar. Die einzige Ausnahme bildete das kombinierte Risiko für venöse Thromboembolien und Lungenembolien: Dieses war in der Paxlovid-Gruppe ein wenig geringer als in der Kontrollgruppe (minus 0,29 Prozentpunkte).
Da der Einfluss einer Paxlovid-Therapie auf mögliche Long-Covid-Symptome laut dieser Studie nur äußerst gering zu sein scheint, sollten Überlegungen bezüglich des Long-Covid-Risikos für die Entscheidung darüber, ob Paxlovid bei einem Patienten eingesetzt wird, nicht ausschlaggebend sein, schlussfolgern die Autoren.
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