Patient und Herz-Kreislauf-Risiko entscheiden mit über Medikamente |
Der HbA1c-Wert ist ein wichtiger Faktor bei den Therapiezielen – aber nicht der einzige. / Foto: Adobe Stock/Proxima Studio
Die Überarbeitung einer so umfassenden Leitlinie wie einer NVL erfolgt schrittweise. Nun waren die medikamentöse Therapie sowie das Kapitel zur partizipativen Entscheidungsfindung an der Reihe. Weitere Kapitel wie Diagnostik, nicht-medikamentöse Therapie und Folgeerkrankungen sollen zeitnah bearbeitet und ergänzt werden.
Eine Kernaussage der NVL ist, dass Patienten und Ärzte gemeinsam realistische Therapieziele formulieren, die bestmöglich zur Lebenssituation der Betroffenen passen. Der Arzt soll dabei gut verständlich über die Vor- und Nachteile einzelner Therapieoptionen aufklären. Falls die gemeinsam definierten Ziele nicht erreicht wurden, soll eine strukturierte Analyse erfolgen, woran dies lag und wie es sich ändern lässt – Stichwort Adhärenz.
Nicht-medikamentöse Maßnahmen wie mehr Bewegung und gesündere Ernährung bleiben die Basis der Behandlung von Patienten mit Typ-2-Diabetes. Erst wenn diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind, sollen Medikamente eingesetzt werden. Bei der Auswahl unter den verschiedenen Wirkstoffen soll dabei das kardiovaskuläre Risiko des Patienten berücksichtigt werden. Bei Patienten ohne hohes Herz-Kreislauf-Risiko empfiehlt die Leitlinie weiterhin Metformin als Mittel der Wahl. Bei klinisch relevanten kardiovaskulären Erkrankungen komme eine Kombination aus Metformin und SGLT2-Inhibitor (ein »Gliflozin«) oder GLP-1-Rezeptoragonist (ein »Inkretin-Mimetikum«) infrage.
Bei hohem Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse sei die Datenlage nicht eindeutig. »Hier ist in jedem Einzelfall zu prüfen, ob der weniger ausgeprägte Nutzen einer Kombinationstherapie mögliche Nebenwirkungen überwiegt oder nicht«, heißt es in der Leitlinie.
Müssen weitere Antidiabetika eingesetzt werden, weil die Therapieziele nach drei bis sechs Monaten nicht erreicht werden, sollen diese nach weiteren patientenrelevanten Endpunkten und -faktoren ausgesucht werden. »Wichtig ist dabei auch, wie die Therapie in den Alltag der Patientinnen und Patienten integriert werden kann und welche potenziellen Nebenwirkungen bedacht werden müssen«, so die Leitlinienautoren.