Paracetamol bleibt erste Wahl |
Zuletzt sorgte eine im Herbst vergangenen Jahres im Fachjournal »PLOS ONE« publizierte Studie für Gesprächsstoff. Sie stellt eine Teil-Auswertung der First Baby Study (FBS) dar, an der in den Jahren 2009 bis 2011 insgesamt 3006 Erstgebärende im US-Bundesstaat Pennsylvania teilgenommen hatten.
Die FBS sollte untersuchen, wie sich die Art der Entbindung des ersten Kindes auf spätere Schwangerschaften auswirkt. Ebenfalls erfasst wurden das persönliche Stressempfinden und der Medikamentengebrauch der Mütter während der Schwangerschaft per Selbstauskunft im dritten Trimenon.
Für die Analyse berücksichtigten die Autoren um Professor Dr. Kristin K. Sznajder vom Pennsylvania State University College of Medicine in Hershey 2423 Mutter-Kind-Paare der FBS, für die zusätzlich zu diesen Angaben auch eine Einschätzung des Kindes im Alter von drei Jahren vorlag. Diese hatten die Mütter anhand der 99 Punkte umfassenden Child Behavior Checklist (CBCL) selbst vorgenommen.
Die CBCL erlaubt eine Beurteilung von entwicklungsneurologischen und das Verhalten betreffenden Eigenschaften von Kleinkindern. Besonderen Wert legte das Sznajder-Team darauf, inwiefern die Mütter in der Schwangerschaft gestresst gewesen waren, weil der Stressfaktor nach ihrer Meinung in bisherigen Untersuchungen zu wenig berücksichtigt geblieben war.
Die Auswertung ergab, dass Kinder von Müttern, die in der Schwangerschaft gestresst gewesen waren, in allen sieben Kategorien der CBCL – emotionale Reaktivität, Ängstlichkeit/Depressivität, somatische Beschwerden, Introvertiertheit, Schlafprobleme, Aufmerksamkeitsprobleme und Aggressivität – signifikant erhöhte Werte aufwiesen.
Beim höchsten Stresslevel reichten die Anstiege von 22,1 Prozent bei somatischen Beschwerden bis 40,7 Prozent bei Aufmerksamkeitsproblemen. Die Kinder der 1011 Mütter, die in der Schwangerschaft Paracetamol eingenommen hatten, schnitten in den drei CBCL-Kategorien Introvertiertheit, Schlaf- und Aufmerksamkeitsprobleme signifikant höher ab als der Rest. Wurden jedoch der Faktor »mütterlicher Stress« und andere mögliche Verzerrungen in die Berechnung mit einbezogen, war das Risiko nur noch für Schlaf- und Aufmerksamkeitsprobleme signifikant erhöht (adjustierte Odds Ratio 1,23 beziehungsweise 1,21).
Aus Sicht der Autoren bestätigen diese Ergebnisse, dass die Anwendung von Paracetamol in der Schwangerschaft zurückhaltend erfolgen müsse. Der beobachtete Risikoanstieg war zwar nicht erheblich. Da Paracetamol aber so überaus häufig angewendet werde, sei dennoch damit zu rechnen, dass sich daraus ein Gesundheitsproblem ergebe, das unter Public-Health-Gesichtspunkten relevant ist.
Analgetischer Wirkstoff | Erfahrungsumfang | Empfehlung Embryotox | Besser geeignete Alternativen |
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Paracetamol | hoch | Analgetikum und Antipyretikum der Wahl in jeder Phase der Schwangerschaft im üblichen Dosisbereich, Maximaldosis von 4 g/d sollte nicht überschritten werden, keine mehrwöchige unkritische Einnahme | im 3. Trimenon keineim 1. und 2. Trimenon (nicht im 3. Trimenon!) ggf. Ibuprofen |
Ibuprofen | sehr hoch | Ibuprofen gehört in den ersten zwei Dritteln der Schwangerschaft neben Paracetamol zu den Analgetika/Antiphlogistika der Wahl. Im letzten Trimenon (ab Woche 28) sind NSAR zu meiden. | keinealternativ Paracetamol in der gesamten Schwangerschaft |
Acetylsalicylsäure | hoch | ASS ist in der Schwangerschaft bis Woche 28 Analgetikum und Antipyretikum der zweiten Wahl. Eine Low-dose-Behandlung kann bei entsprechender Indikation in der ganzen Schwangerschaft durchgeführt werden. | als Analgetikum und Antipyretikum Ibuprofen und Diclofenac (im 1. und 2. Trimenon), Paracetamol in gesamter Schwangerschaft |