Orale Therapie sicher gestalten |
In Forschungsprojekten wird untersucht, ob eine intensivierte interprofessionelle AMTS-Betreuung einen Nutzen für Patienten mit oraler Tumortherapie bringt. In der randomisierten kontrollierten AMBORA-Studie am Comprehensive Cancer Center (CCC) Erlangen erhielten die Patienten in der Interventionsgruppe eine zusätzliche klinisch-pharmazeutische/pharmakologische Therapiebegleitung (14). Diese beinhaltete neben einem umfassenden Medikations- und Nebenwirkungsmanagement auch eine Adhärenzförderung und Schulung zur Therapie. Die Anzahl schwerwiegender unerwünschter Arzneimittelwirkungen war in der Interventionsgruppe um 46Prozent niedriger als in der Gruppe, die nur die Routineversorgung erhielt. Besonders die Inzidenz von Neutropenie, Lymphozytopenie, Hypertonie und oraler Mucositis nahm deutlich ab (14).
Aufgrund des Erfolgs dieses und anderer regionaler Projekte wurde eine Maßnahme zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) bei Patienten mit oraler Tumortherapie in den 5. Aktionsplan AMTS aufgenommen (15). Das daraus entstandene SafetyFIRST-Projekt (Sicherheitsnetz für die orale Tumortherapie) ist im Gegensatz zu vorhergehenden Projekten eine überregionale Studie, die den Effekt einer intensivierten interprofessionellen AMTS-Betreuung im ambulanten Klinikbereich und im niedergelassenen Bereich untersucht. An der Studie nehmen deshalb neben zwölf Kliniken auch zwölf onkologische Praxen teil – jeweils im Tandem mit der Klinikapotheke oder einer öffentlichen Apotheke. Dabei soll unter anderem der Effekt der zusätzlichen Betreuung auf schwerwiegende Nebenwirkungen, ungeplante Krankenhausaufenthalte, Therapieabbrüche und Mortalität untersucht werden. Das Projekt ist im April 2023 gestartet und läuft drei Jahre. Ab Januar 2024 werden Patienten rekrutiert (17).
Wolfgang Fehrmann studierte Pharmazie an der Universität Regensburg und erhielt 2019 seine Approbation als Apotheker. Seit 2020 arbeitet er in der Abteilung Klinische Pharmazie an der Universität Bonn an seiner Dissertation. Unter anderem entwickelt er einen Fragebogen zur Messung der Arzneimittelkompetenz von Patienten mit einer oralen Tumortherapie. Seit 2023 ist er Dozent in der Weiterbildung zum Fachapotheker für Arzneimittelinformation.
Ulrich Jaehde erhielt nach dem Pharmaziestudium an der Freien Universität Berlin 1985 die Approbation als Apotheker und wurde 1989 promoviert. Seit 1999 ist er Professor für Klinische Pharmazie in Bonn und beschäftigt sich seitdem mit der Therapieindividualisierung in der Onkologie sowie der Arzneimitteltherapiesicherheit bei geriatrischen und onkologischen Patienten. Jaehde ist Mitglied der Wissenschaftlichen Beiräte der Bundesapothekerkammer und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sowie der Arzneimittelkommissionen der deutschen Ärzteschaft und Apotheker.