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Tumorpatienten

Orale Therapie sicher gestalten

Eine orale Tumortherapie kann zwar den Alltag der Patienten erleichtern, birgt aber auch viele Herausforderungen. Dazu gehören die korrekte Einnahme sowie der Umgang mit Nebenwirkungen und Interaktionen. Wie kann das Apothekenteam die Patienten unterstützen?
Wolfgang Fehrmann
Ulrich Jaehde
16.11.2023  11:00 Uhr

Die Symptomlast reduzieren

Orale Tumormedikamente können ähnlich wie eine intravenöse Chemotherapie zahlreiche Nebenwirkungen auslösen, die je nach Arzneistoff variieren und die Patienten teilweise stark einschränken können. Gleichzeitig sind die Patienten oft stärker für ihr eigenes Symptommanagement verantwortlich, da sie seltener beim Onkologen sind als Patienten mit einer parenteralen Tumortherapie. Sie sollten deshalb in der Apotheke nicht nur über mögliche Nebenwirkungen, sondern auch über deren Selbstmanagement (Prophylaxe und Therapie) aufgeklärt werden. Zudem müssen sie wissen, wann die Grenzen der Selbstmedikation erreicht sind und der Onkologe aufgesucht werden muss.

Häufige Nebenwirkungen oraler Tumortherapien sind unter anderem orale Mucositis, Übelkeit und Erbrechen, Fatigue, Hauttoxizität, zum Beispiel das Hand-Fuß-Syndrom, verschiedene gastrointestinale Beschwerden und Schmerzen. Im Folgenden soll spezifisch auf Emesis und Diarrhö eingegangen werden, die besonders gut auf eine medikamentöse Supportivtherapie ansprechen.

Antiemetische Prophylaxe

Entgegen der Annahme vieler Tumorpatienten bergen neben intravenösen Chemotherapeutika auch viele orale Tumortherapeutika ein erhöhtes Risiko für Nausea und Erbrechen. Das emetogene Potenzial lässt sich in vier Kategorien einteilen, abhängig vom Anteil an Patienten, bei denen das Medikament zu Erbrechen führen kann (Tabelle 3).

Emetogenes Potenzial (in Prozent) Arzneistoffe (Beispiele)
hoch (>90) Procarbazin
moderat (30 bis 90) Bosutinib, Cyclophosphamid, Imatinib, Lomustin, Temozolomid, Vinorelbin
gering (10 bis 30) Afatinib, Capecitabin, Dasatinib, Everolimus, Ibrutinib, Lenalidomid, Nilotinib, Pazopanib, Regorafenib, Vandetanib
minimal (<10) Busulfan, Chlorambucil, Enzalutamid, Erlotinib, Melphalan, Letrozol, Methotrexat, Pomalidomid, Tamoxifen
Tabelle 3: Risikoklassen des emetogenen Potenzials (12)

Zusätzlich beeinflussen patientenindividuelle Faktoren das Emesis-Risiko. Jüngere Frauen sind in der Regel stärker betroffen als männliche Patienten im fortgeschrittenen Alter (12). Die Wahl der antiemetischen Prophylaxe orientiert sich am Risiko für Übelkeit und Erbrechen der jeweiligen Therapie.

Für Patienten, die ein Medikament mit geringem oder minimalem emetogenen Potenzial erhalten, wird eine Prophylaxe nur empfohlen, wenn individuelle Risikofaktoren vorliegen oder Übelkeit und Erbrechen im ersten Zyklus auftraten. Geeignet sind Metoclopramid, 5-HT₃-Rezeptorantagonisten (Setrone) oder Dexamethason.

Bei einem höheren Risiko (moderat bis hoch) empfiehlt die Onkopedia-Leitlinie »Antiemese bei medikamentöser Tumortherapie« die Gabe eines Setrons für die ersten sieben Tage in Kombination mit Dexamethason für die ersten drei Tage (13). Ab Tag 8 sollte ein Auslassversuch stattfinden. Ist dieser nicht erfolgreich und treten erneut Beschwerden auf, sollte die Primärprophylaxe wiederholt werden. Leidet der Patient trotz Prophylaxe weiterhin an Übelkeit oder Erbrechen, wird der zusätzliche Einsatz einer Rescue-Medikation empfohlen. Hier können Antipsychotika, zum Beispiel Olanzapin und Haloperidol, Benzodiazepine (Lorazepam, Alprazolam) oder der H₁-Blocker Dimenhydrinat zum Einsatz kommen.

Einen Sonderfall stellt das antizipatorische Erbrechen da. Es entsteht unter anderem durch die Erfahrung von Übelkeit und Erbrechen unter einer vorhergehenden Therapie, die die Patienten konditioniert. Daher ist eine antiemetische Prophylaxe bereits vor Therapiebeginn so wichtig. Bei antizipatorischem Erbrechen kann eine Verhaltenstherapie oder der Einsatz von Benzodiazepinen erwogen werden (13).

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