Österreich: Apotheken bieten kostenlose Antigentests an |
In Wien, aber auch in anderen Städten und Gemeinden bieten ab dem heutigen Montag Apotheken Antigentests an. Für die Bevölkerung sind diese kostenlos. / Foto: imago images/photonews.at
Was in Deutschland nur bislang in vereinzelten Modellprojekten wie etwa im Landkreis Böblingen möglich ist, bietet Österreich ab sofort flächendeckend im ganzen Land an: kostenlose Antigentests in Apotheken.
Der österreichische Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Die Grünen) und die Präsidentin der Apothekerkammer Österreich, Ulrike Mursch-Edlmayr, kündigten am vergangenen Freitag relativ kurzfristig an, dass die Teststrategie ab Montag ausgeweitet werden soll. Die Tests in den Apotheken sind dabei für die Patienten kostenlos, erklärt ein Sprecher der Apothekerkammer auf Nachfrage der PZ. Der Bund übernimmt die Kosten. Übers Wochenende hatten sich dann hunderte Apotheken aus dem ganzen Land bei der Apothekerkammer registriert. Dabei beteiligen sich bereits am Montagnachmittag etwa 500 der insgesamt 1.400 österreichischen Apotheken an dem Projekt. Die Zahl steigt dabei zusehends, so der Sprecher. Um an einen kostenlosen Test zu kommen, muss im Vorfeld eine telefonische Voranmeldung vorgenommen werden, informiert die Kammer. Zum Testen selbst müsse zudem die e-Card, die elektronische Chipkarte des österreichischen Sozialsystems, mitgenommen werden.
Um mitzumachen, müsse die Apotheke entsprechende Räumlichkeiten sowie Hygiene- und Schutzmaßnahmen vorweisen, so der Sprecher. Dabei kommen nur Antigentests zum Einsatz, die ein CE-Kennzeichen aufweisen und mittels Nasen oder Rachenabstrich durchgeführt werden. Die Apotheker werden dabei kostendeckend vergütet. Die Abrechnung erfolgt über die Krankenkassen, so der Kammersprecher. Zwar ist das Projekt zunächst als Pilotversuch angelegt, eine zeitliche Befristung gebe es aber nicht. Vielmehr sei die weitere Vorgehensweise von etwaigen neuen Anti-Corona-Maßnahmen abhängig, über die die österreichische Bundesregierung in Wien entscheidet.
Die kostenlosen Tests werden bereits am ersten Tag »extrem gut« angenommen, so der Sprecher. Ein Apotheker aus Wien berichtete der Kammer, dass er bereits drei Wochen im Voraus ausgebucht sei. »Vielerorts stehen die Leute auf der Straße in der Schlange und warten auf ihren Test in der Apotheke«, so der Kammersprecher.
Hintergrund für die Einführung der kostenlosen Tests ist die 4. Covid-19-Schutzmaßnahmenverordnung, die am heutigen Montag in Österreich in Kraft getreten ist. Darin ist geregelt, dass körpernahe Dienstleistungen nur bei Vorlage eines negativen PCR- oder Antigentest-Ergebnisses in Anspruch genommen werden können. Der Test darf dabei nicht älter als 48 Stunden sein. Für den Friseurbesuch, bei der Maniküre oder bei der Massage müssen die Österreicher somit ein negatives Testergebnis vorweisen, informiert das Gesundheitsministerium. Von der Testpflicht sind jedoch alle Personen ausgenommen, die in den vergangenen sechs Monaten bereits mit Covid-19 infiziert waren. Dies sei bei knapp 9 Millionen Österreichern bei etwas mehr als 400.000 Personen der Fall, erklärte der Kammersprecher. Diese können den Bescheid der Behörde über die Quarantänemaßnahme vorlegen und müssten so keinen Test machen.
In Österreich gab es beispielsweise in der Hauptstadt Wien schon kostenlose Schnelltests in fünf Teststraßen. Die Abgabe von Schnelltests an Laien ist im Vergleich zu Deutschland zudem relativ freizügig geregelt. Die Hersteller müssen in Österreich nur eine Selbstverpflichtung abgeben und können ihre Tests damit auch für den Privatgebrauch verkaufen. Auch bei der Verteilung von FFP2-Masken an Risikopatienten zeigte sich die österreichische Regierung durchaus praktisch veranlagt und schickte die Masken per Post an die berechtigten Personen nachhause.